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DIE literarische Sensation aus Japan

Gefühle sind Keiko fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten 24-Stunden-Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Die Jahre vergehen, die Kollegen wechseln, ebenso wie die Angebote. Nur Keiko bleibt fester Bestandteil des "Inventars", und das schon seit 18 Jahren. Und sie hat nicht vor, etwas daran zu ändern.

Doch dann fängt Shiraha im Kobini an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät heftig ins Wanken. Und ehe sie es sich versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht. Keikos einst so wohlsortiertes Leben gerät vom einen auf den anderen Moment plötzlich völlig durcheinander. Ihre jüngere Schwester ist froh, dass Keiko nun doch nicht als alte Jungfer enden wird und hört schon die Hochzeitsglocken läuten, während Freunde so ihre Zweifel hegen wegen dieser "Beziehung". Und Keiko? Die öffnet sich nach anfänglichen Zögern, langsam aber sicher für ihre Umwelt (inkl. so mancher Überraschung) und findet am Ende endlich sich selbst ...

Lesegenuss von großer Seltenheit - wer auf der Suche nach einem ganz besonderen Lektüreerlebnis ist, sollte unbedingt zu einem Roman von Sayaka Murata greifen. Denn diese entlocken dem Leser einen Freudenschrei nach dem anderen. "Die Ladenhüterin" sorgt für unbändige Lesebegeisterung über viele, viele Stunden lang. Langeweile gibt es hier garantiert nicht. Die Story überrascht mit einer Extraportion Humor. Und des Weiteren zeugt diese von hoher Erzählkunst. Absolut hitverdächtig! Einfach nur grandios! Die Autorin kann schreiben, so genial wie einzig noch Haruki Murakami und wenige andere ihrer Zunft. Ab dem ersten Satz wird einem von ihren Büchern ganz schwindelig. In diesen steckt Leseglück mit berauschender Wirkung.

Mit den Geschichten aus Sayaka Muratas Feder fühlt man sich nicht nur aufs Schönste und Amüsanteste unterhalten. Sie gewähren dem Leser außerdem einen tiefen Blick in die Seele des wahren Japans. Durch diese lernt man Land und Leute besser zu verstehen. "Die Ladenhüterin" bringt den Leser zum Strahlen. Was man hier in die Hände kriegt, ist Literatur weit abseits des Mainstreams, definitiv alles andere als nullachtfünfzehn.

Susann Fleischer
30.04.2018

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