Romane

Eine Geschichte wie eine Streicheleinheit für Herz und Seele

Gregor ist 14 und irgendwie anders. Er trägt seltsame Klamotten, hat einen ausgeprägten Ordnungssinn, liebt schrille Muster und kennt alle Wetterberichte des Tages. Im Alltag oft unbeholfen, begegnet er seinen Mitmenschen mit entwaffnender Direktheit. Dann besucht er mit seiner Mutter seine Tante und deren Mann. Judith und Achim sind überhaupt nicht angetan, dass die beiden die nächsten Tage bei ihnen wohnen. Doch plötzlich werden aus zwei Tagen Wochen, wenn nicht sogar Monate. Gregors Mutter wird bei einem Unfall schwer verletzt. Die Ärzte versetzen sie in ein Koma, aber es ist ungewiss, ob sie schon bald aufwachen wird. Und wenn ja, ob sie jemals wieder die Alte sein wird. In der Zwischenzeit muss Gregor zu Judith und Achim ziehen.

Die beiden wissen erst mal nicht so recht, was sie mit dem "Bekloppten" anfangen sollen. Doch mit seiner unkonventionellen Art entlockt Gregor selbst dem unfreundlichsten Nachbarn ein Lächeln. Da ist der griesgrämige Herr Walter. Der Rentner ist genervt von Kindern und überhaupt vom Leben, seit seine Frau verstorben ist. Ähnlich geht es Claudia Dürer. Einst war sie ein erfolgreicher Schlagerstar. Allerdings ist das mittlerweile 25 Jahre her. Und seitdem zu viel geschehen. Die Hoffmanns kümmern sich um die Schwiegermutter und kommen mit deren Pflege des Öfteren an ihre Grenzen. Student Lars träumt von einer Zukunft mit Mitbewohnerin Laura. Dummerweise ist sie bereits liiert. Und die Junescos sind im ganzen Haus als Zigeuner verschrien.

Anfangs bringt Gregor sie alle nicht selten zur Weißglut, bis sich jeder von ihnen dem Kind mehr und mehr öffnet. Und auf einmal reden alle wieder miteinander - auch Judith und Achim. Das Paar hat sich während seiner Ehe immer weiter voneinander entfernt. Seit dem Auszug von Sohn Frank reden sie kaum noch miteinander. Und zusammen etwas unternehmen? Das kommt längst nicht mehr in Betracht für Achim. Der verbringt seine Zeit lieber mit Fahrrädern als mit seiner Gattin. Gregor zeigt ihm, dass es fünf vor zwölf in der Beziehung ist. Ist diese wirklich noch zu retten? Und wird Gregors Mutter endlich wieder aufwachen? Nur eines ist klar: Nach einigen Wochen ist nichts mehr wie früher ...

Herrlich, einfach nur herrlich und noch dazu ziemlich verrückt, solch ein Lesevergnügen - was man mit "Das Leben ist manchmal woanders" in die Hände kriegt, macht Frauen (und auch Männer) ganz schwindelig. Ulrike Herwig zaubert dem Leser ein strahlendes Lächeln auf die Lippen. Sie sorgt für Lesespaß der ungewöhnlicheren Sorte. Die Geschichten aus ihrer Feder bedeuten Lesegenuss, der alles andere als nullachtfünfzehn ist. Ab der ersten Seite, sogar dem ersten Satz der vorliegenden kann man die Tränen kaum zurückhalten. Die Story zeugt nämlich von Emotionen pur, und außerdem von spritzigem Humor. Die deutsche Autorin schreibt Bücher, die Herz und Zwerchfell über alle Maßen bewegen. Hier lacht und weint man gleichzeitig - und das nicht gerade wenig.

Gegen trübe Herbst- und Wintertage sowie -abende gibt es kaum etwas Besseres als Ulrike Herwigs Romane. Mit diesem kommt nicht nur jede Menge witzig-originelle Unterhaltung, sondern des Weiteren die Sonne in das Leben jeden Lesers. Diese stecken voller amüsantester Literatur mit Tiefgang. Während deren Lektüre wird es einem ganz warm ums Herz. "Das Leben ist manchmal woanders" bedeutet Leseglück der schönsten Sorte. Man kriegt Muskelkater vom Dauerschmunzeln. Lachen absolut garantiert, ebenso wie so manche Träne!

Susann Fleischer
05.03.2018

 
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Das Buch:

Ulrike Herwig: Das Leben ist manchmal woanders

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München: dtv 2018
288 S., € 14,90
ISBN: 978-3-423-26161-6

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