Romane
Ein Historienschmöker aus der Feder eines Meisters seines Fachs
Venedig, 1570: Karneval! Ganz Venedig spielt verrückt. Die Lagunenstadt ist ein einziges rauschendes Fest, eine gewaltige Orgie. Inquisitoren stellen Marktfrauen nach, Condoliere verführen Gräfinnen. Davide Venier, gerade zurück von einem heiklen Einsatz gegen dalmatische Piraten, möchte ebenfalls mitfeiern. Doch ihm bleibt kaum Zeit für Vergnügungen. Diebe haben den Ausnahmezustand genutzt und die Knochen des Heiligen Markus, Schutzpatron der Serenissima, aus dem Dom entwendet - Venedigs kostbarste Reliquien und Grundlage der Staatsmacht. Bevor der Fall publik wird, soll Davide die Reliquie wiederbeschaffen und die Täter dingfest machen. Schnell stellt sich heraus: Eine fremde Macht will der Serenissima schaden. Aber nicht nur dieser.
In Padua wurde der Heilige Antonius gestohlen. In Köln hat man den Schrein der Heiligen Drei Könige aufgebrochen. Weitere Diebstähle sind zu befürchten. Davide, der Spion des Dogen, bleibt keine andere Wahl: Er überquert mitten im November die Alpen und reist weit nach Norden. Die christliche Welt scheint in Gefahr. Die Diebe machen selbst von der Dornenkrone Christi keinen Halt. Davide kehrt nach erfolglosen Ermittlungen Deutschland den Rücken. In Paris hofft er auf wichtige Spuren. Doch am prachtvollen französischen Königshof von Caterina de´ Medici ist Davide sich nicht seines Lebens sicher. Intrigen setzen ihm zu. Davide wünscht sich zurück nach Venedig. Zuvor allerdings muss er den schwierigsten Fall seiner Karriere lösen.
Schon bald ist klar: Der Raubzug hat mehr als nur symbolische Bedeutung. Es scheint, als wolle eine fremde Macht nicht nur den Serenissima schaden. Doch wer unter den vielen Feinden Venedigs steckt dahinter? Die Genueser? Die Osmanen? Etwa der Papst persönlich? Davide beweist einmal mehr seinen untrüglichen Spürsinn. Des Öfteren ist er in die eine oder andere brenzlige Situation geraten. Doch dieses Mal gerät Davide an seine Grenzen. Und muss über diese hinausgehen ...
(Historien-)Unterhaltung, die so genial ist, dass es einem ab dem ersten Satz nicht nur den Atem, sondern außerdem die Sprache verschlägt - Stefan Maiwald gehört seit seinem Debüt, "Der Spion des Dogen", zur Elite von Deutschlands Top-Schriftstellern. Seine Romane sind ein einziger Leserausch. Während der Lektüre von "Der Knochenraub von San Marco" wird einem ganz schwindelig. Hier erfährt man Literatur der internationalen Spitzenklasse. Ab der ersten Seite, sogar nach nur wenigen Sätzen haut es einfach jeden glatt um. Der Autor schreibt überragend gut. Er ist ein Meister seiner Zunft. Seine Fälle rund um Davide Venier haben das Zeug zum Kult. Erscheint ein neuer, lässt man sofort alles stehen und liegen. Denn hier erfährt man Lesegenuss pur.
Grandioseres Historienkino als mit den Büchern von Stefan Maiwald kann man definitiv und ohne jeden Zweifel kaum in die Hände kriegen. "Der Knochenraub von San Marco" ist der beste Grund, seine Nachmittage, Abende und Wochenende lesend zu verbringen. Die Story ist ein Highlight in jedem Bücherregal, genauso wie alle anderen Werke mit Davide Venier in der Hauptrolle.
Susann Fleischer
08.01.2018