Romane
Eine Geschichte zum Verlieben
Für TV-Journalistin Ariane ist Schweden das Land ihrer Kindheit, das Land mit dem roten Holzhaus ihrer Eltern am See, das Land der Preiselbeeren. Aber auch das Land, in dem sie nie wirklich zu Hause war, anders als ihre pragmatische Mutter und die lebensfrohe Schwester Jolante. Seit Jahren war Ariane nicht mehr in Söderby. Gleich nach der Schule ist sie nach Deutschland ausgewandert, die ursprüngliche Heimat ihrer Eltern. Die waren nach der Wende aus der DDR nach Småland gezogen und sprachen nur selten von ihrem alten Leben. Zu ihrer Mutter hat Ariane ein distanziertes Verhältnis. Und auch zu ihrem Vater hat die junge Frau nur selten Kontakt. Außerdem fällt es ihr schwer, sich auf eine ernsthafte Beziehung einzulassen.
Dann stirbt Arianes Vater unerwartet. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie von einem Manuskript. Doch das scheint spurlos verschwunden. Gegen jede Vernunft geht Ariane zurück nach Schweden. So weit oben im Norden offenbart sich Ariane nach und nach ein Geheimnis, das alles ändert - auch Arianes Zukunft. Anscheinend sind ihre Eltern Republikflüchtlinge. Sie haben Ariane bei ihren Großeltern in Leipzig gelassen, um ihren Traum von der Freiheit auszuleben. So glaubte es jedenfalls Ariane bislang. In Wahrheit allerdings ist die Sache ganz anders. Ariane befindet sich in einem schlimmen Zwiespalt. Sie weiß nicht, was sie noch glauben soll. Ihre Mutter will nicht erzählen, was damals geschah. Also muss Ariane es selbst herausfinden.
Der einzige Lichtblick, wie ein kleiner Silberstreif am Horizont, ist Viggo. Als sie ihn kennenlernt, empfindet sie sofort mehr für den Wildhüter. Ist er endlich der Richtige? Mit ihm hat Ariane einen Mann gefunden, mit dem sie sich erstmals mehr vorstellen kann, sogar mit ihm zusammenzuziehen. Zuerst aber muss sich Ariane der (eigenen) Vergangenheit stellen, um wirklich nochmals von vorne anfangen zu können ...
Unterhaltung, die Leserherzen hoch und höher schlagen lässt - die Romane von Stina Lund bedeuten Leseglück in seiner schönsten Form. In diesen stecken Emotionen im Übermaß. Nach nur wenigen Sätzen von "Preiselbeertage" bleibt garantiert kein Auge trocken. Vorsicht, Taschentuch-Alarm! Die deutsche Autorin sorgt für ganz großes Gefühlskino. Zwischen zwei Buchdeckeln findet man Literatur auf höchstem Niveau. Lund beherrscht die Erzählkunst einer Lilli Beck und weniger anderen. Ihre Geschichten sind Leseerlebnisse zum Lachen, zum Weinen, zum Seufzen. Man kann einfach nicht anders, als sich Hals über Kopf in diese zu verlieben. Lund macht Frauen (und ebenso Männer) unfassbar glücklich, geradezu schwindelig vor lauter Lesebegeisterung.
Ein solch berührendes Lesevergnügen wie mit "Preiselbeertage" kriegt man nur selten in die Hände. Stina Lunds Worte sind die reinste Verführung, der man partout nicht widerstehen kann. Ihr gelingt ein Meisterwerk der Emotionen. Zugleich wirft sie einen Blick auf deutsch-deutsche Geschichte. Absolut grandios!
Susann Fleischer
13.11.2017