Romane

Ganz große Schreibkunst aus der Feder einer meisterhaften Geschichtenerzählerin

Im Mittelpunkt von Diane Brasseurs "Leidenschaft ist doch nicht alles" steht eine 34-jährige Frau, deren Name unbekannt bleibt. Seit ihrer Kindheit hat sie ein enges Verhältnis zu ihrem Vater, dem einzigen Mann, mit dem sie je zusammenlebte. Die Beziehung zu ihrem Vater nimmt einen großen Teil des Buches ein. Dieser Teil ist an Detailgenauigkeit und Authentizität nicht zu überbieten. Beschrieben wird die Ähnlichkeit der beiden, mit welcher sie sich gegenseitig zur Weißglut bringen. Gleichzeitig wird die intensive Liebe, die sie füreinander empfinden, deutlich. Ebenso thematisiert werden die ganz normalen Peinlichkeiten, wenn man den Freund mit nach Hause bringt, oder von der Scham, wenn der Vater sich am Geburtstag als Clown verkleidet.

Jahre später sitzt jene Frau mit ihrem Liebsten an einem Tisch in jenem Café, wo sie ihr erstes Date hatten. In sieben Monaten hat sich vieles verändert. "Leidenschaft ist nicht alles" - mit diesen Worten verlässt ein Mann seine Freundin. Der Abend zu zweit ist vorüber, noch ehe er beginnen konnte, die Liebesgeschichte auch. Die junge Frau bestellt Champagner und lässt ihr Verhältnis Revue passieren: das unverhoffte Kennenlernen, die Motorradfahrten durch das nächtliche Paris, die erste gemeinsame Nacht. Was hat sie übersehen? Woran ist auch diese Beziehung gescheitert? Zeit also, ihr Verhältnis zum männlichen Geschlecht zu überdenken. Alles beginnt in ihrer Kindheit und mit ihrem Vater, der ihr einst als Berater in Liebesdingen fungierte ...

Unterhaltung voller Emotionen und noch mehr Leseglück - ab der ersten Seite von Diane Brasseurs Geschichten droht einem das Herz zu brechen. "Leidenschaft ist doch nicht alles" verführt zu einem Leseerlebnis sondergleichen. Die Autorin schreibt ihre Leser ganz schwindelig. Noch viele, viele Stunden und Tage nach der Lektüre ihrer Bücher ist man wie beschwipst, als hätte man mehrere Gläser Champagner auf ex getrunken. Berührend und mit chirurgischer Präzision entfaltet Brasseur in ihrem neuen Werk das innere Drama einer jungen Frau, der nach und nach bewusst wird, dass es bislang nur einen Mann in ihrem Leben gegeben hat, dem sie die Treue hielt: ihren Vater. Längst sind aus dem Sicherheitsnetz Fesseln geworden. Zu fest, um sie zu lösen?

So leidenschaftlich und poetisch wie Diane Brasseur hat noch kein anderer Schriftsteller über die Liebe und deren Irrungen und Wirrungen geschrieben. Die Romane der Französin bedeuten Literatur auf höchstem Niveau. Mit diesen kriegt man Gefühlskino von der berührend-schönsten Sorte in die Hände. "Leidenschaft ist doch nicht alles" lässt garantiert kein Auge trocken. Es dauert nur wenige Sätze, schon ist man Hals über Kopf in diese Geschichte verliebt. Seufz!

Susann Fleischer
12.06.2017

 
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Das Buch:

Diane Brasseur: Leidenschaft ist doch nicht alles. Aus dem Französischen von Bettina Bach

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München: dtv 2017
240 S., € 16,90
ISBN: 978-3-423-26151-7

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