Krimis & Thriller
Der neue Thrillerwahnsinn aus Joy Fieldings Feder
Caroline und Hunter sind glücklich verheiratet. Ihren zehnten Hochzeitstag feiern sie mit einem Kurzurlaub in einem mexikanischen Luxusressort zusammen mit Freunden. Sie nehmen auch ihre kleinen Töchter, die fünfjährige Michelle und die zweijährige Samantha, mit. Am letzten Abend erscheint der bestellte Babysitter nicht. Hunter überredet seine Frau, trotzdem im Gartenrestaurant zu essen. Sie schauen regelmäßig alle halbe Stunde nach den Kindern. Alles scheint in Ordnung, doch als das Paar nach dem Essen in ihre Suite kommt, ist die zweijährige Samantha verschwunden. Die Suche endet ergebnislos. Die Polizei tappt bei den Ermittlungen im Dunkeln. Und die Presse stürzt sich voller Gier auf das Familiendrama. In den Zeitungen ist zu lesen, dass Caroline ihre Tochter ermordet haben soll.
Fünfzehn Jahre später: Caroline ist geschieden, Selbstvorwürfe und Schuldgefühle haben sie zermürbt. Nach wie vor verfolgen die Medien den spektakulären Fall. Die wildesten Spekulationen zieren die Titelblätter. Da klingelt kurz vor dem 15. Jahrestag das Telefon. Dran ist eine junge Frau, die behauptet, Samantha zu sein. Caroline macht sich auf den Weg von San Diego nach Calgary in Kanada. Endlich dort angekommen, muss Caroline erkennen, dass dort keine "Lili" auf sie wartet. Aber wieder zurück in Kalifornien kann Caroline den Gedanken nicht abschütteln, ihre Tochter Samantha nach der langen Zeit endlich wieder in die Arme schließen zu können. Zuvor allerdings muss sie sich den Ereignissen von damals stellen. Sie wird mit einer Wahrheit konfrontiert, die sie von Neuem an einen Abgrund katapultiert ...
Ein Killer von einem Thriller - genau das gelingt Joy Fielding mit "Die Schwester". Ab der ersten Seite wird die Spannung (fast) unerträglich. Die Autorin gilt aus gutem Grund als Amerikas Thrillerqueen. Ihre Romane sind sogar noch explosiver als Dynamit. In diesen geht es echt heftig zur Sache. Es dauert nur wenige Sätze und man glaubt sich mitten in einem Alptraum gefangen. Wenn es jemand mit Satan höchstpersönlich aufnehmen kann, dann definitiv Fielding. Dank ihr erfährt man Unterhaltung wie aus der Feder des Teufels. Wahnsinn, einfach nur der absolute Lesewahnsinn! Die Story bringt garantiert jeden an seine Grenzen. Während der Lektüre sind die Nerven bis kurz vor dem Zerreißen gespannt. Trotzdem kann man nicht aufhören. Denn die Werke von Fielding bergen immense Suchtgefahr in sich.
Niemand sonst treibt sein Leser so nah an seelische Abgründe wie Joy Fielding. Sie versteht es geradezu genial, mit unseren Ängsten zu spielen. Sie lehrt uns alle das Fürchten. Seit mehr als 30 Jahren schreibt die US-Amerikanerin packende Thriller, die einen selbst an einem lauen Sommerabend erschauern lassen. Mit "Die Schwester" beweist sie, dass sie es noch immer drauf hat. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, sobald man das Buch zu lesen beginnt. Es auch nur für eine Sekunde aus der Hand legen? Schier unmöglich! Gänsehautfaktor: enorm hoch!
Susann Fleischer
17.10.2016