Krimis & Thriller
Flavia de Luces siebter Mordfall - ein Krimihit zwischen zwei Buchdeckeln
Verbannt - so empfindet Flavia ihr Schicksal, als ihr Vater und ihre Tante Felicity sie auf ein Schiff nach Kanada verfrachten. Auch wenn das Mädchen nie etwas gegen ein Abenteuer einzuwenden hat, steht eine Sache ganz sicher nicht auf ihrer Liste erstrebenswerter Dinge: ihr englisches Heimatdorf Bishop´s Lacey zu verlassen, um im weit entfernten Toronto Miss Bodycotes Höhere Mädchenschule zu besuchen. Doch genau das ist geschehen. Flavia befindet sich irgendwo auf dem Atlantik und hofft auf ein Wunder. Nach einwöchiger Reise zerplatzen alle Hoffnungen, als Flavia vor den altwürdigen Mauern jenes Internats steht, auf dem bereits ihre Mutter Schülerin war. Die nächsten Monate werden sicherlich die reinste Hölle, so glaubt Flavia.
Aber bereits kurze Zeit später wird das Mädchen eines Besseren gelehrt. Noch in ihrer ersten Nacht "in Gefangenschaft" landet ein unerwartetes Geschenk zu Flavias Füßen: eine verkohlte, mumifizierte Leiche, die aus dem Kamin in ihrem Zimmer purzelt. Sofort ist Flavias Interesse geweckt. Fragen über Fragen schwirren durch Flavias Kopf und bringen sie um den Schlaf. Wer ist das unglückliche Opfer? Und warum war die Leiche auf diese ungewöhnliche Weise versteckt? Gerüchten zufolge sollen drei Schülerinnen aus dem Internat spurlos verschwunden sein. Könnte es sich bei der Toten vielleicht um Clarissa Brazenose handeln? Oder eher um die erste Frau des Schularztes Ryerson Rainsmith? Die kam unter höchst mysteriösen Umständen ums Leben.
Wenn es darum geht, Rätsel zu lösen, ist Flavia in ihrem Element. Also macht sich das Mädchen schnell an die Ermittlungen. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf heiße Spuren. Nur dummerweise führen (fast) alle von diesen in Sackgassen. Flavia muss schnellstens einen Weg finden, die finsteren Gewässer ihrer neuen Schule zu durchschiffen. Und sie muss herausfinden, wem sie vertrauen kann und um wen sie einen großen Bogen machen sollte, wie zum Beispiel um die einschüchternde Direktorin Miss Fawlthorne, die einiges zu verbergen hat. Und dann ist da noch die Chemielehrerin, die Flavia des Mordes an ihren Ehemann verdächtigt. Als dann Miss Bannerman von der Polizei abgeführt wird, scheint der Fall gelöst, oder?!
Unterhaltung, gegen die nichts und niemand anzukommen vermag - Alan Bradleys "Flavia de Luce"-Reihe stellt sogar die Krimis mit Miss Marple in der Hauptrolle glatt in den Schatten. Hier erfährt man ein Lesevergnügen voller fesselnder Spannung, geistreichem Humor und so mancher Überraschung. Nach nur wenigen Seiten von "Eine Leiche wirbelt Staub auf" hält es einen kaum auf der Couch vor lauter Lesebegeisterung. Einen besseren Lesegrund als die Bücher aus Bradleys Feder gibt es nicht. Dank diesen kommt ordentlich viel Schwung in das Leben des Lesers. Kein Wunder, denn die zwölfjährige Hobbydetektivin fegt durch die Buchseiten wie ein Wirbelwind. Wenn Flavia ermittelt, gibt es so etwas wie Langeweile zu keiner Sekunde.
Ein Hoch auf Alan Bradley! Er ist ein Rockstar unter den Krimiautoren. Sein Stern überstrahlt alle anderen. Mit den Romanen des Kanadiers bekommt man amüsantesten Lesespaß à la Agatha Christie in die Hand, so auch mit "Eine Leiche wirbelt auf". Der siebte Fall für Flavia de Luce entlockt dem Leser mehr als einen Freudenschrei. Bis zum letzten Satz ist einem ganz schwindelig ob solch genialen Lesewahnsinns. Einfach nur grandios! Die Krimiliteratur sähe ohne Bradleys Heldin um einiges grauer und öder aus.
Susann Fleischer
07.03.2016