Krimis & Thriller

Der katholische Bulle schlägt wieder zu

Nordirland, November 1985: Waffenschmuggel an den Grenzen, Aufstände in den Straßen, unfähige Polizisten, die verzweifelt versuchen, für Recht und Ordnung zu sorgen. Sean Duffy, dem "katholischen Bulle", bleibt aber auch nichts erspart. Auf seinem Schreibtisch türmt sich die Arbeit. Mord und Totschlag steht in Belfast in diesen Tagen ganz weit oben auf der Tagesordnung. Auch ein wohlhabendes Ehepaar wird das Opfer eines Gewaltverbrechens. Jemand hat Mr. und Mrs. Kelly hinterrücks erschossen. Der Schuldige scheint schon bald gefunden. In der Nachbarschaft ist bekannt, dass sich Sohn Michael und seine Eltern des Öfteren gestritten haben. Offenbar ist der letzte Streit etwas heftiger gewesen. Aber bloß wegen ein paar Meinungsverschiedenheiten gleich Mord?

Kurz darauf entdeckt man am Meeresufer Michaels Leiche. Als man auch noch auf einen Abschiedsbrief stößt, in dem Michael die Tat gesteht, wird die Akte schnell geschlossen. Duffy hingegen hat Zweifel, ob die Theorie vom Familiendrama wirklich so stimmt. Etwas ist faul an dieser ganzen Sache. Und tatsächlich soll der DI recht behalten. Nur wenig später wird Michaels Freundin tot aufgefunden. Die Indizien häufen sich, dass ein Serienkiller hier am Werke ist. Und er hat seinen blutigen Job noch längst nicht erledigt. Zu dieser Ansicht jedenfalls kommt Duffy, als er ins wenig geliebte englische Nachbarland reist und in den elitären Kreisen von Oxford ermittelt. Stets an seine Seite: MI5-Agentin Kate, wertvolle Informantin und geheime Schwachstelle Duffys.

Die beiden ahnen nicht, mit wem sie sich da anlegen. Sie bekommen es mit mächtigen Gegnern zu tun. Zu mächtigen vielleicht. Das ist allerdings nicht das einzige Problem, mit dem sich Sean Duffy herumschlagen muss. Kate setzt alles daran, Duffy davon zu überzeugen, seinen Dienst bei der protestantischen Royal Ulster Constabulary hinzuschmeißen und stattdessen Karriere beim Geheimdienst zu machen. Zu allem Überfluss kommen Duffy nach seiner Rückkehr in die Heimat die Beamten der nordirischen Special Branch in die Quere. Und als wäre dies noch immer nicht genug: Als sich andeutet, dass Michael Kelly in internationale Waffengeschäfte verwickelt war, tun sich plötzlich noch mächtigere Gegner auf ...

Ein Lesevergnügen, das auch der Feder des Teufels höchstpersönlich entstammt sein könnte - Adrian McKintys Bücher sind definitiv nichts für schwache Nerven. Diese haben es ordentlich in sich. Mit "Gun Street Girl" gelingt dem nordirischen Autor das, wovon viele träumen: der perfekte Krimi. Der mittlerweile vierte Fall für Detective Inspector Sean Duffy ist verdammt fesselnd. Stunden-, tagelang kann man mit dem Lesen nicht mehr aufhören. Hier erfährt man 1a-Krimiliteratur, von der selbst ein Don Winslow absolut begeistert wäre. Kein Wunder, denn McKinty sorgt für schlaflose Nächte bei seinen Lesern. Was er schreibt, ist so viel besser als das meiste andere, was man sonst in einer Buchhandlung kaufen kann. Aber trotzdem Vorsicht: immens hohe Suchtgefahr!

Sean Duffy gehört nicht nur zu den besten, sondern außerdem zu den interessantesten Ermittlern der Krimiwelt. Seine Fälle sind spannend, spannender, am spannendsten. Auch "Gun Street Girl" steckt voller mörderisch guter Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite. Während der Lektüre von Adrian McKintys Romanen verschlägt es dem Leser vor lauter Leseaction glatt die Sprache und den Atem.

Susann Fleischer
21.12.2015

 
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Das Buch:

Adrian McKinty: Gun Street Girl. Aus dem Englischen von Peter Torberg

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Berlin: Suhrkamp Verlag 2015
375 S., € 14,99
ISBN: 978-3-518-46655-1

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