Krimis & Thriller

Neues vom Täuscher

Im letztj?hrigen Erfolgsthriller Sebastian Fitzeks "Der Augensammler" war der ehemalige Polizist Alex Zorbach einem Psychopathen auf der Spur gewesen, dessen perfider und mehrfach angewandter Plan vorsah, nach dem Mord an der Mutter dem Vater 45 Stunden f?r die Suche nach dem entf?hrten Kind zu gestatten. Mit Schrecken stellte Zorbach am Ende des Buchs fest, dass er selbst ins Visier des Augensammlers und sein Sohn Julian in dessen H?nde geraten war. 

"Der Augenj?ger" setzt an genau dieser Stelle ein, als n?mlich Zorbach auf einem ausrangierten Schiff kurz vor Ende des gestellten Ultimatums seinem Sohn und dem T?ter ganz nahe zu sein scheint. Unterst?tzung bei seiner Suche nach dem Augensammler hatte Zorbach von der blinden Physiotherapeutin Alina Gregoriev erhalten, die in der Lage zu sein scheint, durch Ber?hrungen in die Vergangenheit der betreffenden Personen schauen zu k?nnen. Aus diesem Grund wird sie von der Polizei im vorliegenden Buch f?r die "Befragung" des inhaftierten Augenchirurgen Dr. Zarin Suker genutzt. 

Mehrere Selbstmorde von Frauen haben n?mlich die Hauptstadt ersch?ttert. Stets waren die Frauen zuvor in die H?nde des "Augenj?gers" gelangt, der ihnen unter anderem durch einen chirurgischen Eingriff die Augenlider entfernt hat, woraufhin die psychischen Folgen dieses Eingriffs und des Erlebten die Frauen in den Selbstmord getrieben haben. Die Polizei hat nach erfolgreichem Zugriff alle Tr?mpfe in der Hand: Dr. Suker ist verhaftet worden und eines seiner Opfer konnte lebend aufgegriffen werden. Doch letztere ist zu sehr traumatisiert, um eine Aussage leisten zu k?nnen, so dass die Polizei von der Mithilfe Alinas abh?ngig ist, die sich in ihren Sitzungen mit Dr. Suker auf ein gef?hrliches Spiel einl?sst. 

Sebastian Fitzek l?sst in seinem neuesten Roman den Leser wieder unangeschnallt Achterbahn fahren. Nur wenige Autoren haben die Gabe, Seite f?r Seite eine unertr?gliche Spannung aufzubauen, die einen zum Weiterlesen in den unm?glichsten und widrigsten Situationen anh?lt. Man verzeiht Fitzek dabei sogar die oft verp?nte und ?berm?ssige Verwendung von Cliffhangern und die zahlreichen T?uschungsman?ver, bei denen der Leser sich stets fragt, ob er denn die Zeichen daf?r ?berlesen habe und wieder einmal sehend in eine von Fitzeks Fallen getappt ist. 

"Der Augenj?ger" ist wahrlich kein Thriller f?r schwache und zartbesaitete Gem?ter. Die Schilderung der chirurgischen Eingriffe Dr. Sukers und vor allem der psychischen Qualen der Opfer l?sst selbst hartgesottene Leser tief durchatmen. Das vorliegende Buch lebt dar?ber hinaus vor allem von der lange Zeit unausgesprochenen Frage des Zusammenhangs zwischen den beiden Handlungsstr?ngen, der fortgesetzten Jagd nach dem Augensammler und dem Fall des Augenj?gers. Schlie?lich steht der Leser dem Duo Zorbach/Gregoriev nach den Erlebnissen im letzten Buch sehr nahe, obgleich beide dieses Mal an unterschiedlichen Fronten um ihr Leben k?mpfen. 

Fitzek schreibt zwar seit einigen Jahren nahezu am Flie?band Thriller um Thriller, doch schafft er es dabei, Unikate zu produzieren und nicht wie manch anderer Kollege Kopien, die lediglich leichte Modifikationen zu Vorg?ngerromanen aufweisen. Fitzek meldet sich gleich im Vorwort des vorliegenden Buchs zu Wort und warnt den Leser davor, "Der Augenj?ger" in Angriff zu nehmen, ohne vorher "Der Augensammler" gelesen zu haben, was jeder nach Abschluss der Lekt?re auch als berechtige Warnung best?tigen kann. Immer wieder ?berrascht Fitzek seinen Leser mit kleinen, oftmals formalen Details. In "Der Augensammler" war es eine R?ckw?rtsz?hlung von Seiten und Kapiteln, dieses Mal liegt dem Buch ein originelles, als Zeitungsausschnitt getarntes Lesezeichen bei, das neben dem Verweis auf eine Selbsmordserie in Berlin noch einen QR-Code als Link auf weitere Informationen bereith?lt. 

Ohne an dieser Stelle zuviel vorwegzunehmen, hat die "Augenserie" mit Alex Zorbach und Alina Gregoriev mit dem vorliegenden Buch noch nicht ihr Ende gefunden. Zum einen liefern die Ereignisse im Showdown die perfekte Steilvorlage f?r eine Fortsetzung, zum anderen hat sich der Autor selbst zur Aussage durchgerungen, dass er noch nicht wisse, auf wie viele Folgen er diese Serie anwachsen lassen wolle. Wer zwischen den Zeilen h?ren m?chte, der kann mit gro?er Gewissheit davon ausgehen, dass er in 2012 garantiert einen Chartst?rmer namens "Der Augen..." in den Buchl?den vorfinden wird. 

Christoph Mahnel 
17.10.2011

 
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Das Buch:

Sebastian Fitzek: Der Augenjäger. Psychothriller

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München: Droemer Verlag 2011
432 S., € 19,99
ISBN: 978-3-426-19881-0

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