Krimis & Thriller

Totgeschwiegen

Für Neuankömmlinge ist das Leben in Heptonclough nicht eben leicht. Das müssen Alice und Gareth Fletcher, die vor Kurzem mit ihren drei Kindern Tom, Joe und Millie ein neues Haus direkt auf dem Friedhof des kleinen Ortes bezogen haben, am eigenen Leib erfahren. Und auch der neue Vikar Reverend Harry Paycock hat seine Schwierigkeiten mit dem eigentümlichen Verhalten der Dorfbewohner. Mit deren befremdlichen Ritualen könnte man vielleicht noch zurechtkommen, als dann aber die Leichen von drei kleinen Mädchen auftauchen und die Kinder der Fletchers von einer geisterhaften Erscheinung drangsaliert werden, ist es mit der erhofften Idylle auf dem Hochmoor endgültig vorbei.

Vor allem der zehnjährige Tom hat einen schweren Stand in der neuen Umgebung. Weil ihm ein Klassenkamerad das Leben zur Hölle macht, hat er immer wieder Probleme auf der Schule. Als er dann noch anfängt von der Stimme eines kleinen Mädchens zu erzählen, die ihn auf dem alten Friedhof von Heptonclough verfolgt, und schließlich behauptet, das kleine Gespenst sogar schon gesehen zu haben, mag ihm keiner glauben. So landet er bei der Psychologin Evi Oliver, auf die der neue Vikar, der sich mit den Fletchers angefreundet hat, ein Auge geworfen hat. Doch auch der Reverend hört eine Kinderstimme in seiner Kirche und nimmt dort verdächtige Bewegungen wahr.

Was da genau in Heptonclough vor sich geht, liegt irgendwo im dichten Nebel verborgen, der über das Moor wabert, und so gelingt es den Neuankömmlingen nicht, den schweren Mantel des Schweigens zu lüften, der auf dem Dorf lastet. Als dann durch ein Unwetter jedoch die sterblichen Überreste zweier vermisster Kleinkinder im Grab der vor 10 Jahren auf tragische Art und Weise ums Leben gekommenen zweijährigen Lucy ans Tageslicht kommen und Tom die Entführung seiner kleinen Schwester, die ebenfalls erst zwei Jahre alt ist, gerade noch verhindern kann, sein sechsjähriger Bruder Joe allerdings spurlos verschwindet, kommt langsam Licht ins Dunkel einer ungeheuerlichen Geschichte, die wie ein Fluch auf Heptonclough lastet und nichts als Tod und Verderben bedeutet.

Sharon Boltons "Bluternte" ist ein unheimlicher und unfassbar guter Thriller! Die Autorin entwirft eine einzigartige Atmosphäre, die in ihrer Eigenartigkeit maßgeschneidert für einen Ort wie das fiktive Dorf Heptonclough in der englischen Moorlandschaft ist. Die Aura des Unheimlichen, welche die "Bluternte" durch das Auftreten "des Mädchens mit den Stimmen vom Friedhof" durchweht, gibt dem Thriller den Extra-Kick. Das Unsagbare, das Totgeschwiegene - oder vielmehr das Totschweigende -, das sich rund um die Familie Renshaw, die seit Jahrzehnten über Wohl und Wehe der Dorfgemeinschaft entscheidet, zuträgt, verursacht allein schon beim Lesen ein ungutes Gefühl entlang der Wirbelsäule und dürfte weniger hartgesottenen Lesern körperliches Unwohlsein bereiten. Ein Thriller so düster wie die menschlichen Abgründe, in denen Sharon Bolton ihre "Bluternte" einfährt!   

Christian Götz
07.03.2011

 
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Das Buch:

Sharon Bolton: Bluternte. Thriller. Aus dem Englischen von Marie-Luise Bezzenberger

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München: Manhattan Verlag 2011
510 S., € 16,99
ISBN: 978-3-442-54676-3

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