Krimis & Thriller

Die Hölle auf Erden

27 Jahre lang hat Alexander Körner das kleine Bergdorf Grein am Gebirge nicht mehr besucht, in dem er als Dreizehnjähriger seine Eltern bei einem Hausbrand verlor. Auch der Anlass für die Rückkehr in seinen Heimatort ist wenig erfreulich: Der Chefinspektor des Morddezernats Wien, der kürzlich einen Fall gründlich in den Sand gesetzt hat und kurz vor der Suspendierung steht, wird zur verstümmelten Leiche der jungen Sabine Krajnik in die Greiner Dorf-Diskothek gerufen. Dieser Mord ist in Andreas Grubers unheimlichem Thriller "Der Judas-Schrein" der Schlüssel zu einem tödlichen Geheimnis, das die Dorfgemeinschaft um jeden Preis schützen will.

Zunächst gestalten sich die Ermittlungen für Körner wie ein Familientreffen. Als er mit der Profilerin Sonja Berger am Tatort ankommt, wird er dort schon von seinen alten Freunden Philipp und "Basedov", ihres Zeichens Spurensicherer und Polizeifotograf, erwartet. Zu ihnen gesellt sich noch die Pathologin Jana Sabriski, mit der Körner fünf Jahre lang zusammen war. Allerdings lassen die Umstände des Todes der Jugendlichen, die mit zerfetzter Wirbelsäule vor einer ominösen Eisenkonstruktion liegt, viele Fragen offen. Das größte Mysterium stellt jedoch fremdartiges Zellmaterial dar, das Sabriski während der Obduktion der Ermordeten an deren deformiertem Rückgrat findet: Es führt ein merkwürdiges Eigenleben.

Doch soll es nicht bei diesem einen Mord bleiben. So finden die Beamten im Zuge ihrer Ermittlungen einen Freund des Mädchens, der sich intensiv mit der Ortsgeschichte von Grein befasst hatte, erhängt in dessen Zimmer. Damit jedoch kommt Körner, der aufgrund unwetterartiger Regenfälle mittlerweile zusammen mit seinen Kollegen in Grein festsitzt, auf die Spur einer makabren Geschichte, deren Ursprung im geheimen Tagebuch eines Messdieners aus dem Jahre 1864 vermerkt ist, das im Kirchenarchiv versteckt wurde. Je tiefer Körner in das Geheimnis um das unsägliche Gezücht eindringt, das unter dem alten Beichtstuhl der Greiner Kirche - dem sogenannten "Judas-Schrein" - sein Unwesen treibt, desto gefährlicher wird die Dorfgemeinschaft für den Polizisten. Und so macht das Morden auch vor den Mitgliedern seines Teams nicht Halt.

Bereits im Jahr 2006 gewann Andreas Gruber mit "Der Judas-Schrein", der mittlerweile in dritter Auflage vorliegt, verdientermaßen den Deutschen-Phantastik-Preis. Der französische Soziologe Roger Caillois definierte das Phantastische einst als "Riss in der Wirklichkeit" und einen ebensolchen verursacht das unheimliche Wesen, das in Grein haust, im Leben der Hauptfigur Alexander Körner. Doch damit nicht genug, denn der Riss weitet sich immer mehr aus und wird zu einem bodenlosen Abgrund, über den alles, was dem Protagonisten lieb und teuer ist, in die absolute Dunkelheit geschleudert wird, wie in ein Schwarzes Loch. Schreckliche Horror-Phantastik für Hartgesottene und ein unheimlich guter Thriller!      

Christian Götz
22.11.2010

 
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Das Buch:

Andreas Gruber: Der Judas-Schrein. Unheimlicher Thriller

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Taucha: Festa Verlag 2010
468 S., € 22,80
ISBN: 978-3-86552-129-3

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