Krimis & Thriller
Gefallenes Burgfräulein
Herr Paul wollte sich eigentlich nur kurz zurückziehen. Der Trubel auf seiner Geburtstagsfeier wurde ihm etwas zu viel. Und so entschloss er sich, auf der malerischen Burgruine ein paar Fotos zu machen. Dummerweise kommt Frau Heyden auch auf die Ruine, mit der er in inniger Abneigung verbunden ist. Beide sind Mitglieder des Vereins, der sich die Erhaltung und Instandsetzung eben jener Burgruine zur Aufgabe gemacht hat.
Frau Heyden hat sich im Verein äußerst unbeliebt gemacht und so versucht Herr Paul ihr möglichst aus dem Wege zu gehen. Er versteckt sich vor ihr und bekommt dadurch einen weiteren Besucher nicht zu Gesicht. Dieser scheint mit Frau Heyden recht vertraut zu sein. Plötzlich ertönt ein Schrei und Frau Heyden stürzt vom Burgturm. Der Fremde flieht und Herr Paul alarmiert die Polizei.
Kommissarin Elvira Schneider übernimmt den Fall. Während ihrer Untersuchung erfährt sie immer mehr über das Opfer und ihre Eigenheiten. So gut wie jeder hätte einen Grund gehabt, die ungeliebte und gehasste Frau Heyden zu ermorden. Ein wahres Dickicht von Verdächtigen verstellt der Kommissarin Schneider den Blick. Eine Erpressung und ein weit zurückliegender ungeklärter Mordfall machen ihr die Sache nicht gerade einfacher. Und da ist die Sache mit einem der Verdächtigen: Er ist wirklich attraktiv...
Gut und flüssig lesbar legt Karl J. Kaiser in "Pistolenherz" den Schwerpunkt mehr auf die psychologische Ergründung der Tatbeteiligten, als auf schnell oberflächlich wirkende Action. Das Tempo des Romans wird vor allem durch die guten Dialoge vorangetrieben. Wie sich nach und nach die Psyche des Opfers vor der Kommissarin ausbreitet, ist spannend und glaubwürdig konstruiert. Auf der Suche nach dem möglichen Mordmotiv entfaltet sich die Psyche eines Monsters. Ohne übertrieben zu wirken, werden die charakterlichen Schwächen der Protagonisten vor dem Leser ausgebreitet. Der überraschende Schluss kommt zwar unerwartet, aber doch in logischer Konsequenz. Manche der inneren Monologe der Kommissarin hätten aber durchaus etwas kürzer ausfallen können. Fazit: Ein psychologisch fundierter und stimmungsvoller Krimi, der sich wohltuend von der breiten Masse abhebt.
Jons Marek Schiemann
25.01.2010