Krimis & Thriller

Auf der Suche nach der vollendeten Sprache - vergeblich?!

"Ein leichter Regen am Donnerstag" - das ist die Phrase, die Jack, Übersetzer und Linguist aus Leidenschaft, verzweifeln lässt. Er hat sich aus Idealismus und übermäßigem Eifer dazu entschlossen, einen als praktisch unübersetzbar geltenden russischen Film zu untertiteln und ist ratlos, was dieser idiomatische Ausdruck bedeuten soll und wie er ihn übersetzen soll. Mit dieser Szene - die zwar im Laufe der Erzählung immer wieder einmal aufgenommen wird, aber nicht wirklich entscheidend für den Fortgang der Handlung ist - führt Matt Rubinstein in seinen neuen Roman ein. Es gelingt ihm damit, eine für den Roman wichtige Charaktereigenschaft Jacks darzustellen: seine Obsession für Sprache und Übersetzung.

Diese Leidenschaft wird ihm jedoch bald zum Verhängnis. Er findet in der alten Kirche, in der er und seine Freundin Beth wohnen, seitdem ihr Vater, der ehemalige Pfarrer dieser Kirche, verstorben ist, in einer bisher unentdeckten Krypta ein rätselhaftes Manuskript. Es ist in einer Sprache und mit Schriftzeichen geschrieben, die keiner auf der Welt bisher entschlüsselt zu haben scheint. Sein Ehrgeiz und seine Leidenschaft treiben ihn zu immer weiterführenden Nachforschungen, um dem Geheimnis des Manuskripts auf die Spur zu kommen. Die Suche nach dieser fremden Sprache und ihre Enträtselung treiben ihn fast in den Wahnsinn - so wie alle anderen Gelehrten, die sich zuvor mit diesem Manuskript beschäftigt haben.

Auch in Jacks Umfeld passieren immer mysteriösere Unfälle, und alle, die mit dem Manuskript in Berührung kommen, scheinen in Gefahr zu sein: Er selbst entkommt nur knapp einem Bombenanschlag und eine Freundin, die ihm bei der Recherche in der Bibliothek geholfen hat, wird brutal zusammengeschlagen. Während Jack immer mehr in den Sog gerät, den das geheimnisvolle Manuskript auf ihn ausübt, bemerkt er die Sorgen und Probleme seiner Freundin nicht, die noch um ihren erst kürzlich verstorbenen Vater trauert und erfahren muss, dass ihre Mutter schon lange eine Affäre hat. Auf der Suche nach der vollendeten Sprache, einer Universalsprache, verliert er fast die andere große Liebe seines Lebens: Beth.

Rubinstein versucht sich mit seinem literarischen Thriller "Ein leichter Regen am Donnerstag" an einer Mischung aus Dan Brown, Carlos Ruiz Zafón und Umberto Eco, was ihm aber nur bedingt gelingt. Die Idee, dass Sprache eine Macht hat, die ausgehend vom Babel-Mythos Jahrhunderte überlebt, ist vielversprechend und auch die umfangreiche Recherchearbeit, die Rubinstein für die fachlichen Passagen in seinem Roman leisten musste, ist hoch anzuerkennen. Jedoch verliert er sich häufig zu sehr in den Darstellungen seiner Rechercheergebnisse, und als Leser fragt man sich häufiger, welche Bedeutung diese oder jene Passage nun für den Roman hat. Ohne zu viel zu verraten, kann man sagen, dass auch der Schluss so manchen Leser unbefriedigt und leicht verwirrt zurücklassen wird. Wem jedoch der Weg des Protagonisten, seine Irrungen und Wirrungen wichtiger sind als das Ergebnis, der kann sich unbesorgt mit Jack auf die Reise zu der geheimnisvollen Sprache begeben und wird, was Spannung und Unterhaltung betrifft, auf jeden Fall fündig werden.

Sabine Mahnel
05.01.2009

 
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Das Buch:

Matt Rubinstein: Ein leichter Regen am Donnerstag. Aus dem Englischen von Eva Kemper

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München: Goldmann Verlag 2008
350 S., € 17,95
ISBN: 978-3-442-31158-3

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