Krimis & Thriller

Mörderjagd nach türkischer Art

Viele Deutsche denken sich die türkische Familienpolitik folgendermaßen: Der Mann als Familienoberhaupt hat die Hosen an, seine Frau und Kinder haben ihm zu folgen. Doch es geht auch anders. Dies zeigt sich in Osman Engins "Krimi" "Tote essen keinen Döner. Don Osmans erster Fall".

Im Haushalt der Familie Engin herrscht Demokratie. So wird mehrheitlich darüber abgestimmt, dass man in eine viel größere Wohnung umzieht trotz des Umstandes, dass der Nachbar ein Neo-Nazi ist und bereits einen türkischen Freund erfolgreich aus der Wohnung vertrieben hat. Gesagt, getan. Der Umzug wird in die Tat umgesetzt. Doch kaum in der neuen Wohnung angekommen, findet Osmans Frau die Leiche Adolfs, jenes Neo-Nazis, des einzigen Wermutstropfens an der geänderten Wohnsituation.

Statt die Polizei einzuschalten, macht sich Don Osman auf, den Fall auf eigene Faust zu lösen. Dabei begibt er sich mitten in die rechtsextreme Szene. Doch statt einer Lösung auf die Spur zu kommen, findet sich kurze Zeit später eine zweite Leiche - gleichfalls ein Neo-Nazi - im Keller der Familie, wobei die Leiche sobald wie möglich verschwinden muss, da die Polizei bereits hinter dem Vermissten her ist.

Nach Tagen voller Aufregung (Osman zieht mit einigen Neo-Nazis los und zerstört Döner-Buden, oder er durchsucht die Schubladen eines Polizisten nach Hinweisen, seine Tochter Zeynep verlobt sich mit einem italienischen Mafioso und noch vieles mehr) kommt Don Osman der Lösung des Falls immer näher und näher.

Dieser Kriminalroman ist kein Krimi im klassischen Sinne, sondern eine Satire erster Güte. Das Buch zeichnet sich vielmehr durch einen Detektiv aus, der schnell mal in Ohnmacht fällt oder sich als Polen-Deutscher ausgibt, um an mehr Informationen zu gelangen und den Mörder dingfest zu machen. Dabei sprühen die Situationen nur so vor Witz und Charme. Die Figuren sind zwar größtenteils skurril, aber haben doch eine unglaublich liebenswerte Art, die den Leser mitfühlend für die ausländische Bevölkerung in Deutschland macht.

Die englischen Wörter (zum Beispiel "kuul", "Skinhääds", "Seinz-Fiktschn", ...) zeigen den türkischen Einschlag des Buches, aber mit einem großen Augenzwinkern. Für Menschen, die sich aus "ernsthaften" Krimis nicht so viel machen, ist dieser Kriminalroman ideal. Es ist eine Satire, die ein anderes Licht auf die ausländischen Bürger in Deutschland wirft. 

Susann Fleischer
08.12.2008

 
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Das Buch:

Osman Engin: Tote essen keinen Döner. Don Osmans erster Fall

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München: dtv 2008
237 S., € 8,95
ISBN: 978-3-423-21054-6

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