Krimis & Thriller
Cosy Crime mit jeder Menge britischen Charme und feinster Ermittlungsarbeit; beinahe wie aus der Feder einer Agatha Christie
In der antiquarischen Buchhandlung in der Charing Cross Road könnte alles seinen gewohnten Gang gehen. Zwischen den zahlreichen Raritäten und Bücherschätzen arbeitet die Buchhändlerin Sally noch zu später Stunde. Doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse: Bücher verschwinden und rätselhafte Begebenheiten führen das Ermittlerduo Sally und Johnny zum Tatort eines Verbrechens. Das Tagesgeschäft im Antiquariat steht plötzlich still, als der unbeliebte Mr. Butcher tot an seinem Schreibtisch aufgefunden wird. Der Ermordete sieht so überrascht aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Die Polizei steht vor einem Rätsel, doch Sally Merton und Juniorchef Johnny Heldar nehmen gemeinsam die wenigen Spuren auf; begleitet von zahlreichen Fragen.
Wer hat das Corpus Delicti vom Versandtisch entwendet? Wie konnte sich jemand ungesehen Zugang durch die Hintertür verschaffen? Und was hat das mit den seltsamen Bücherdiebstählen zu tun, die in den umliegenden Antiquariaten gemeldet wurden? Als Scotland Yard Johnnys Cousin verdächtigt, drängt die Zeit, den wahren Täter zu finden. Tatsächlich fehlt es Sally und Johnny nicht an dringend Tatverdächtigen, wie zum Beispiel der Packer Fred, der Sally am Abend zuvor aus einer prekären Situation mit Butcher rettete. Oder die Schreibkraft Mrs Weldon, die leidenschaftlichen Hass für Butcher pflegte, so wie fast jeder Antiquariatsmitarbeiter. Oder auch der eine oder andere Kunde. Eine Theorie folgt der nächsten, aber keine davon scheint hieb- und stichfest. Jedenfalls noch nicht ...
Krimiunterhaltung, die überraschend und auch erfrischend anders ist als viele andere Werke dieses Genres im Bücherregal - genau das gelingt Henrietta Hamilton mit ihrer Reihe um die beiden Hobby-Detektive Sally und Johnny. Was man mit dieser in die Hände bekommt, ist 1a-Literatur weit abseits des Mainstreams. Band eins, "Mord in der Charing Cross Road", liest man in einem Rutsch, fast schon wie im Rausch. Solch eine Lektüre hat echte Seltenheit unter den Neuerscheinungen 2024. Ob dieser kriegt man sich so schnell nicht mehr ein. Da hätten es auch gerne noch einhundert Seiten mehr sein dürfen. Die britische Autorin kann definitiv schreiben. Was ihrer Feder entstammt, ist wie eine Überraschungstüte. Also, unbedingt mehr, viel, viel mehr!
Henrietta Hamiltons Romane liest man mit größtem Vergnügen sowie einem breiten Lächeln auf den Lippen. So auch "Mord in der Charing Cross Road". Der erste Fall für Sally und Johnny sorgt für Begeisterung bei jedem Leser; und das vom ersten bis zum letzten Satz. Dieser entlockt einem so manchen Freudenschrei; mindestens alle paar Seiten einen. Da können selbst die Krimis um Miss Marple und Co. nur äußerst schwer mithalten. Was für ein Geniestreich!
Susann Fleischer
09.09.2024