Krimis & Thriller
Hinreißend komisch, mit charmanten Figuren und einem verzwickten Fall - der neue Provinzkrimi mit Isa Klein und Kommissar Bähr
Ein Gasleck beschert dem jungen Englischlehrer Wonneberg einen ziemlich spektakulären Tod. Doch damit nicht genug: An der Reutlinger Hermann-Hesse-Schule herrscht durch sein plötzliches Ableben Personalmangel in einem wichtigen Prüfungsfach. Isa Klein ist zunächst mäßig begeistert von der Aussicht, Wonneberg zu vertreten. Erst als sie hört, sein Tod sei vielleicht kein Unfall gewesen, sondern eiskalter Mord, sieht sie ihre Chance gekommen, erneut tatkräftig zu ermitteln. Da nimmt sie auch tagtäglich eine Autofahrt auf sich, obwohl Isa mit Anfang dreißig, unverheiratet, kinderlos, Dackelbesitzerin und eine semiambitionierte Lehrerin ist. Schließlich hat sie schon einmal einen Mord aufklären können. Dummerweise mit dem Nebeneffekt, dass sie sich den Unmut (fast) aller Grimminger auf sich gezogen hat und ihr nach wie vor grollen.
Ähnlich wie Kommissar Bähr von der Esslinger Polizei. Offiziell mit der Aufgabe betreut, den verdächtigen Tod an der Schule aufzuklären, sieht der Beamte Isas "Assistenz" gar nicht gern. Denn er weiß nur zu gut, welch magische Anziehungskraft Isa auf Fettnäpfchen, brenzlige Situationen und natürlich Mörder ausübt. Isa stürzt sich Hals über Kopf in die Suche nach einem Täter und findet tatsächlich zahlreiche Tatverdächtige. Denn Wonneberg war längst nicht bei allen beliebt. So könnte der Schüler Ben fürs Gasleck gesorgt haben, oder aber einer von Wonnebergs Kollegen. Oder vielleicht doch jemand ganz anderes? Isa findet so manche Spur, wenn auch die meisten in eine Sackgasse führen. Aber das macht nichts! Bähr liefert sie trotzdem teils brisante Infos. Der kann Isas Ermittlungsdrang kaum bändigen und sieht nur einen Ausweg: Er quartiert sich kurzerhand bei Isa ein ...
Krimiliteratur, die das Zeug zum Kult à la Eberhofer, Kluftinger und Co. hat - will man sich mit Mord und Totschlag mal so richtig vergnügen, und zwar lesend, dann sollte man unbedingt zu einem Roman von Sarah Kempfle greifen. Kaum einen aufgeschlagen, grinst man noch breiter als ein Honigkuchenpferd. In "Mord im Rotstiftmilieu" findet man die geradezu perfekte Mischung aus genialer Ermittlungsarbeit und spritzigem Humor. Hier bekommt man vom Dauerschmunzeln einen echt schlimmen Muskelkater. Rita Falk mag zwar eine der Superstars der Szene sein, aber Kempfle muss sich vor der erfolgreichen Bestsellerautorin nicht verstecken. Ihr Können hält dem einer Falk definitiv stand. Deren Fälle für Isa Klein und Kommissar Bähr entlocken einem ein Freudenschrei nach dem anderen. So wünscht man sich Provinz-Crime-Time am liebsten immer!
Mit "Übung macht den Mörder" gelang Sarah Kempfle 2023 ein Überraschungshit auf dem deutschen (Provinz-)Krimiliteraturmarkt. Nun legt die Autorin mit "Mord im Rotstiftmilieu" ihren Zweitling nach, und so ganz nebenbei noch eine Schippe obendrauf. Was man hier in die Hände bekommt, macht Mordsspaß vom ersten bis zum letzten Satz. Langeweile kommt während der Lektüre definitiv nicht auf; ebenso wenig wie eine Laus auf der Leber. Kein Wunder, denn die Fälle für Isa Klein und Kommissar Bähr sind herrlichst amüsant-spannend. Und das so sehr, dass man es kaum erwarten kann, bis sie wieder einen auf Miss Marple macht.
Susann Fleischer
05.08.2024