Krimis & Thriller

Finale Furioso

Nachdem Jim Butchers sechzehnter Roman aus der Reihe "Die dunklen Fälle des Harry Dresden" einige Jahre auf sich warten ließ, müssen Fans beim siebzehnten Teil, "Titanenkampf", deutlich weniger Geduld beweisen. Tatsächlich fühlt sich der Band bei der Lektüre auch wie eine direkte Fortsetzung an und knüpft unmittelbar an die Handlung von "Friedensgespräche" an.

Die geheimnisvollen Fomori planen, ganz Chicago in einen Kriegsschauplatz zu verwandeln. Und sie haben mächtige Verbündete - etwa die uralte Titanin Ethniu, die mit einem göttlich-magischen Artefakt Tod und Vernichtung über die Stadt bringt. Diese Herausforderung ist sowohl für den Magier Harry Dresden als auch für den ganzen Weißen Rat zu groß. Deswegen sind ungewöhnliche Bündnisse erforderlich. So muss Dresden ausgerechnet an der Seite des verhassten Unterweltkönigs Marcone kämpfen. Aber selbst mächtige Verbündete können manchmal schmerzliche Verluste nicht verhindern.

Wuchtiger, größer, epischer: Genau das sind die Kämpfe in Harry Dresdens neuesten Auftritt. Kein Wunder: Denn hier treffen nicht nur sterbliche Magier, mächtige Vampire, sondern auch mystische Wesen und sogar Götter aufeinander. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen beschreibt Jim Butcher packend. Dabei gelingt es dem Autor, sein Lesepublikum in das Kampfgeschehen eintauchen zu lassen und der Schlacht immer wieder neue Aspekte abzugewinnen. Immer wenn der vermeintliche Höhepunkt erreicht scheint, setzt der US-Bestsellerautor noch einen drauf oder kreiert geschickt einen Kontrast. Das reicht von eher ruhigen, emotionalen Sequenzen bis zu herrlich komischen Ideen, bei denen vor allem der Charakter Toot-Toot im Vordergrund steht. Durch diese Gegensätze wirkt die Handlung noch berührender. Zudem ist der Roman mit überraschenden Wendungen gespickt. Diese wirken allerdings nie konstruiert, sondern im Rückblick als das Ergebnis einer sorgsamen Komposition. Als Bonus zum ohnehin langen, aber nie langweiligen Roman spendiert Jim Butcher seinen Fans sogar noch die "Kurzgeschichte" Weihnachtsabend.

Einige Passagen von "Titanenkampf" sind recht martialisch geraten. Das ist bei einem Roman, der zum Großteil eine epische Schlacht beschreibt, allerdings auch nicht verwunderlich. Insgesamt wirkt "Titanenkampf" jedoch etwas härter und brutaler als frühere Bände der Reihe. Außerdem hat die Übersetzung kleinere Schwächen und das Lektorat ein paar Fehler übersehen. Das fällt beim direkten Vergleich mit der Originalausgabe auf, auf die deutsche Fans wegen des späten Erscheinens der deutschen Ausgabe zunächst angewiesen waren. Das beginnt bereits beim Buchtitel. Denn der Originaltitel "Battle Ground" - also "Schlachtfeld" oder "Kriegsgebiet" - ist deutlich passender als das deutsche Pendant, da der Kampf mit der Titanin eben nur einen Aspekt der Auseinandersetzung abdeckt. Auch einige popkulturelle Anspielungen sind dieses Mal nicht optimal übersetzt.

Jim Butcher gelingt mit "Titanenkampf" ein furioses und mitreißendes Finale mit einigen handfesten Überraschungen, bei dessen Lektüre Fans Schwierigkeiten haben werden, das Buch aus der Hand zu legen.

Ingo Gatzer 
22.07.2024

 
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Das Buch:

Jim Butcher: Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Titanenkampf. Aus dem Amerikanischen von Oliver Hoffmann

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München: Blanvalet Verlag 2024 592 S., € 12,00 ISBN: 978-3-7341-6378-4

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