Krimis & Thriller
Lustiger Regio-Krimi mit Humor und Hirn
Leo Kreuthner, seines Zeichens Polizeihauptmeister, nebenberuflich eine illegale Destillerie betreibend, ist außer sich: Da wagt es doch so ein dahergelaufener Lump, ihm bei der Schwarzbrennerei Konkurrenz zu machen. Noch dazu eine Frau! Das muss selbstredend sofort unterbunden werden - wenn nötig auch mithilfe einer alten Kanone aus dem 18. Jahrhundert. Kreuthner beschließt, Konkurrentin Pippa Trautmann einen Denkzettel zu verpassen. Zusammen mit Schrottplatzbesitzer Johann Lintinger und Kommissar Wallners 93-jährigen Großvater Manfred hat er eine antike gusseiserne Kanone in Stellung gebracht. Die Kugel schlägt in die Scheune der Trautmann ein wie eine Bombe. Kreuthner scheint endlich ein Problem weniger zu haben. Dummerweise ein Trugschluss! Denn er sieht sich plötzlich mit Erpressung konfrontiert und mit einer Leiche.
Eine nicht ganz freiwillige Zeugenaussage führt Kommissar Wallner und die Kripo Miesbach zu einer im Wald vergrabenen Leiche, die so stark verbrannt ist, dass sie nicht identifiziert werden kann. Auch scheint niemand im Landkreis jemanden zu vermissen. Wallner tappt (mal wieder) im Dunkeln. Doch kommt ein Aufgeben in diesem Fall überhaupt nicht infrage. Insbesondere nicht, als die Ereignisse sich zu überschlagen beginnen. Kreuthners Eskapaden werden schon bald zu einer Nebensächlichkeit, als kurz darauf auch noch die Zeugin wie vom Erdboden verschluck ist. Dennoch geht der Fall voran: Eine erste Spur weist auf drei abgelegene Anwesen. Die Gespräche mit den Bewohnern gestalten sich skurril bis schwierig, und Wallner ahnt, dass alle drei Familien dunkle Geheimnisse hüten. Aber wer hat etwas mit der Leiche im Wald zu tun?
Crime-Time, die Langeweile ab dem ersten Satz vertreibt - was Andreas Föhr schreibt, sorgt für ein breites Grinsen beim Leser und amüsantesten, aber auch ziemlich spannenden Krimispaß über viele, viele Stunden lang. In seinen Romanen geht's echt ab, beinahe wie eine Rakete. "Totholz" entlockt einem während der Lektüre garantiert einen Freudenschrei nach dem anderen. Zugleich ist dieser Band einmal mehr der Beweis: Die Fälle für Wallner & Kreuthner genießen längst Kultstatus in der deutschen Krimiliteratur. Und das aus bestem Grund, denn der erfolgreiche Kommissar und seine Spezi sind definitiv Ermittler zum Knutschen; jedenfalls mindestens so sehr wie POM Franz Hubert vom Polizeirevier Wolfratshausen. Würde die ARD-Vorabendserie "Hubert ohne Staller" als Buchreihe erscheinen, sie würde Föhrs Krimi-Hits nur äußerst schwer toppen!
Für den Leser ist es das größte Glück, dass Andreas Föhr vor vielen Jahren seinen einstigen Beruf als Jurist aufgab, um sich ganz dem Autorendasein hinzugeben. Seit 1991 verfasst er zusammen mit Thomas Letocha erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen, u.a. für "SOKO 5113", "Ein Fall für zwei" und "Der Bulle von Tölz". Seine preisgekrönten Kriminalromane um das Ermittlerduo Wallner & Kreuthner stehen regelmäßig monatelang unter den Top 10 der Bestsellerlisten. Und "Totholz" ist da keine Ausnahme. Dass Fall Nr. 11 für die Kripo Miesbach den Leser begeistert über alle Maßen, das steht außerfrage!
Susann Fleischer
17.06.2024