Krimis & Thriller

Ein Thriller-Geniestreich, der alles andere im Bücherregal glatt in den Schatten stellt

Als kleiner Junge wurde er im Wald in den Appalachen gefunden, allein und ohne jede Erinnerung an seine Vergangenheit. Niemand weiß, wer er ist oder wie er dort hinkam. Dreißig Jahre später ist Wilde immer noch ein Außenseiter, lebt zurückgezogen und hat die Suche nach der Wahrheit zu seinem Beruf gemacht. Als brillanter Privatdetektiv mit außergewöhnlichen Methoden blickt er auf eine beeindruckende Erfolgsbilanz. Bis Naomi Pine verschwindet und Staranwältin Hester Crimstein ihn um Hilfe bittet. Naomis Mitschüler Matthew, zugleich Hesters Enkel und Wildes Patensohn, befürchtet, dass der Teenagerin etwas Schlimmes passiert sein könnte. Sie ist nämlich das perfekte Mobbing-Opfer. Sind die Schulkameraden, der beliebte Crash Maynard allen voran, diesmal zu weit gegangen?

Wilde ermittelt; auch dieses Mal mit Erfolg. Er findet Naomi tatsächlich: im Keller ihres Elternhauses, wo sie sich versteckt. Es geht alles nur um dieses blöde "Challenge Game vermisst", das sie beliebter machen soll, aber im Endeffekt das Gegenteil bewirkt. Naomi geht wieder in die Schule, das Mobbing wird schlimmer und wenige Tage später ist Naomi erneut verschwunden. Niemand kümmert sich darum, nicht einmal Matthew. Da nimmt Naomis Vater Kontakt zu Wilde auf. Er ist verzweifelt und will, dass dieser Naomi sucht und findet. Denn diesmal sei es anders, versichert er. Wilde legt sich nun mit verschiedenen Gruppen an: den Maynards, dessen Sohn auch verschwindet, mit dem Sicherheitschef der Maynards, der Vertrauenslehrerin in der Schule, Politikern. Der Fall bekommt Dynamik.

Was zunächst wie ein Highschooldrama aussieht, zieht bald immer weitere Kreise - in eine Welt, die Wilde meidet wie der Teufel das Weihwasser: die Welt der Mächtigen und Unantastbaren, die nicht nur Naomis Schicksal in den Händen zu halten scheinen. Was zunächst wie ein blöder Streich aussieht, entpuppt sich schnell als eine Geschichte rund um Politik, Macht und Geld. Die Maynards erhalten ein Erpressungsschreiben, dass sie über das Darknet kompromittierende Videos eines US-Präsidentschaftskandidaten hochladen sollen. Oder sie werden Crash nicht wieder sehen. Dramatisch wird es, als den Maynards ein Finger ihres Sohnes übersendet wird ...

Thrill-Time der Superlative - im Bücherregal gibt es mit Harlan Cobens Romanen nichts Vergleichbares. Deren Lektüre sorgt für Gänsehaut am ganzen Körper, setzt die Nerven unter Starkstrom und treibt den Puls auf 180 Schläge pro Minute und weitaus höher. Vorsicht vor "Der Junge aus dem Wald", denn die Story ist spannend bis zum Herzinfarkt. Doch das vorliegende Buch erst einmal aufgeschlagen, kann man mit dem Lesen partout nicht mehr aufhören; selbst dann nicht, wenn das eigene Leben davon abhinge. Was versteht man unter einem Killer von einem Thriller! Cobens Werke sind eine Gefahr für die Gesundheit des Lesers, bergen zugleich enormes Suchtpotenzial in sich. Sein neuestes berauscht wie einzig noch Drogen. Wie megageil! Bitte unbedingt mehr, und das ganz, ganz bald!

Die Thriller von Harlan Coben stecken voll geballtem Nervenkitzel. Auch "Der Junge aus dem Wald" bedeutet Spannung pur, und zwar vom ersten bis zum letzten Satz. Zugleich ist der erste "Wilde ermittelt"-Band der Beweis, dass der US-Amerikaner ein unschlagbar-genialer Meister seines Fachs ist, ein Schriftstellergenie sondergleichen. Was er schreibt, ist einfach nur der schiere Wahnsinn. Absolut grandios, außerdem höchstgefährlich, weil mörderisch!

Susann Fleischer 
21.09.2020

 
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Das Buch:

Harlan Coben: Der Junge aus dem Wald. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Gunnar Kwisinski

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München: Goldmann Verlag 2020 464 S., € 15,00 ISBN: 978-3-442-20615-5

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