Krimis & Thriller

Sherlock Holmes und Peter Grant waren gestern - jetzt kommt DI Vincent Caine, eine Art Reinkarnation der beiden Kultermittler

Das Glastonbury Festival zieht jedes Jahr Hundertausende auf eine Farm bei Pilton; so auch Vincent Caine, von Beruf Detective Inspector bei der Polizei von Avon und Somerset, außerdem gemeinsam mit Shanti Joyce zuständig für die "abgefahrenste Scheiße in ganz Südwestengland". Eigentlich wollte Caine ein paar Tage Urlaub genießen, aber wie so oft im Leben kommt es anders als geplant. Während eines Konzertes der legendären Band "Stigma" wird Caine Zeuge eines Mordes. Ethan Flynn, Leadsänger und kreativer Kopf der Band, stirbt nach einem Stromschlag. Ein tragischer Unfall? Oder nicht doch vielmehr Mord? Shanti wird mit der Aufklärung des Falls beauftragt. Zum Glück für Ethans Familie sind sie und Caine der besten Ermittler des Reviers, wenn nicht gar Großbritanniens. Die beiden und kein Täter hat gegen sie auch nur den Hauch einer Chance. Aber auch dieses Mal?!

Schon bald ist klar: Es gibt eine Vielzahl an potenziell Verdächtigen, unter anderem Ethans Bruder Tyrone, vorbestraft wegen Körperverletzung und bekannt für seine jähzornige Art. Er steht auf Shantis Liste möglicher Täter auf Platz eins, dicht gefolgt von Ethans aktuellster Ex-Liebschaft. Ein Besuch bei einer Wahrsagerin bringt Shanti und Caine nur mäßig weiter. Die beruft sich auf ihre Verschwiegenheit und lässt sich lediglich kryptische Aussagen entlocken. Zum ersten Mal in ihrer Karriere ist Shanti kurz davor zu verzweifeln. Dass ausgerechnet jetzt die Gefühle für DI Vincent Caine vermehrt an die Oberfläche drängen, macht die ganze Sache nicht wirklich einfacher. Noch schlimmer: Die Zeit drängt. Shanti und Caine haben dummerweise nur vier Tage, um den Mörder zu finden und festzunehmen. Ein alles andere als leichtes Unterfangen, aber keineswegs ein unmögliches ...

Krimiunterhaltung, die so amüsant, aber auch genial ist, dass man gleich ab der ersten Seite glatt von der Couch plumpst - würden Sir Arthur Conan Doyle und Ben Aaronovitch zusammen ein Buch schreiben, käme wohl etwas wie "Der achtsame Mr. Caine und das allerletzte Lied" heraus. Der zweite Fall für die Detective Inspectors Vincent Caine und Shanti Joyce ist ein Mordsspaß mit der Suchtgefahr von Drogen. Laurence Anholt gelingt ein Vergnügen weit abseits des Mainstreams. Kein Wunder, dass man sich vor lauter Lesefreude partout nicht mehr einkriegt. Der britische Schriftsteller sorgt bei seinen Fans für euphorische Ekstase über viele, viele Stunden lang. Seine Krimis rocken wie kaum etwas anderes auf dem internationalen Buchmarkt. Da hat man noch Tage nach der Lektüre ein extrabreites Lächeln auf den Lippen und fühlt sich tiefenentspannt wie selten im Leben.

DI Vincent Caine ist der wohl liebenswerteste, schrägste Ermittler in der Kriminalliteratur. Er könnte glatt ein Kollege von Constable Peter Grant (Ben Aaronovitch) sein, nur mit dem Instinkt eines Sherlock Holmes sowie deutlich mehr "Ooooommm!" in der Polizeiarbeit. Seine Fälle haben definitiv das Zeug zum Kult à la "Die Flüsse von London". Autor Laurence Anholt begeistert seine Leser mit Crime-Time der ebenso spannenden wie auch amüsantesten Sorte. Während der Lektüre seiner Romane kommt Langeweile zu keinem Satz auf. "Der achtsame Mr. Caine und das allerletzte Lied" überrascht auf jeder Seite, vor allem mit schönstem britischem Charme. Was für ein Hit!

Susann Fleischer 
25.01.2021

 
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Das Buch:

Laurence Anholt: Der achtsame Mr. Caine und das allerletzte Lied. Aus dem Englischen von Kristina Lake-Zapp

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München: Knaur Verlag 2020 320 S., € 10,99 ISBN: 978-3-426-52467-1

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