Romane

Freundschaft in den Zeiten von Social Media

Seit drei Monaten ist die 16-jährige Tori von der Außenwelt abgeschnitten: Ihre Eltern haben den Laptop konfisziert, der Kontakt zu ihren Freunden ist untersagt und ihr Bruder ignoriert sie konsequent. Dabei ist Tori nicht schuld, dass ihr Freund Kevin Selbstmord begangen hat! Schließlich hat sie ihn nicht den Schal um den Hals gelegt. Sie hat ihn nicht dazu gezwungen, sich zu erhängen. Und trotzdem muss sich das Mädchen wegen versuchten Totschlags vor Gericht verantworten. Nur noch wenige Stunden, bis sich entscheidet, ob Tori für zehn Jahre ins Gefängnis gehen muss. Eigentlich sollte Tori in dieser Nacht früh ins Bett gehen. Doch dann klingelt das Telefon. Am anderen Ende droht ein gewisser Andy damit, sich umzubringen.

Tori soll ihm einen, nur einen einzigen Grund nennen, warum er sich nicht das Leben nehmen soll. Ausgerechnet Tori! Die glaubt an einen üblen Scherz und legt wieder auf. Ein Fehler? Nur wenige Augenblicke später klingelt Toris Telefon erneut. Und dieses Mal spricht sie länger mit Andy. Schon bald ist klar: Andy scheint es wirklich ernst zu meinen mit seinen Selbstmordplänen. Wenn Tori ihn nicht aufhält, wird er sich mit dem Auto von den Klippen stürzen. Wie um Himmels Willen kann sie ihn aufhalten? Jedes falsche Wort von Tori könnte über Leben und Tod entscheiden. Ihr muss etwas einfallen, und zwar schnell. Oder Tori hat nach Kevin ein zweites Mal Schuld daran, dass jemand als einzigen Ausweg Suizid sieht ...

Brillante Jugendliteratur von einem Weltklasse-Autor - "Ich hätte es wissen müssen" gehört definitiv zu den Geschichten, die man dieses Jahr gelesen haben muss. Niemand kommt um Tom Leveens neuen Roman herum. Denn hier findet man zwischen zwei Buchdeckeln unglaublich gute Unterhaltung, die garantiert niemanden kalt lässt. Was man hier in die Hand bekommt, stellt einfach alles in den Schatten. Solch ein Lesevergnügen haut einen glatt vom Hocker. Bereits nach den ersten paar Sätzen fühlt man sich ganz berauscht, wie unter Drogen. Dem US-amerikanischen Autor gelingt, was nur wenigen anderen gelänge: ein Meisterwerk voller Emotionen, ganz großes Lesekino. Was Leveen schreibt, zeugt von ganz hoher Erzählkunst.

Ein Buch wie Tom Leveens "Ich hätte es wissen müssen" war längst überfällig. Hier steht das Thema "(Cyber-)Mobbing" in all seinen grausamen Details im Mittelpunkt. Nach der Lektüre ist nichts mehr wie noch wenige Stunden zuvor. Man sieht die Welt plötzlich mit anderen Augen und beginnt, sein eigenes Handeln zu überdenken.

Susann Fleischer
26.11.2015

 
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Das Buch:

Tom Leveen: Ich hätte es wissen müssen. Aus dem Englischen von Anja Hansen-Schmidt

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München: Carl Hanser Verlag 2015
208 S., € 15,90
ab 13 Jahren
ISBN: 978-3-446-24931-8

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