Kinder- & Jugendbücher

Drei Freunde auf geheimer Mission

Es ist Nacht, als im Jahre 1855 im Britischen Museum in London ein Raub begangen wird. Ein dunkelhäutiger, turbantragender Einbrecher ist dort eingedrungen, um einen wertvollen Edelstein zu entwenden. Mit viel Geschick und Mut gelingt ihm sein Vorhaben, anschließend flüchtet er bis zum Ufer der Themse. Dort allerdings verlässt ihn sein Glück, denn als er in die Fluten des Flusses springt, wird er von einer Pistolenkugel getroffen. Seine Mission ist gescheitert und der junge Mann scheint tot zu sein. Aber wer war er? Und was hat es mit diesem Edelstein auf sich? Die Antworten darauf finden sich am nächsten Tag.

Der 13-jährige "Mudlark" Kenny, der bei Ebbe im Schlamm der Themse nach Kostbarkeiten sucht, entdeckt eine am Boden liegende Gestalt, die einen grünen Stein in den Händen hält. Es handelt sich um jenen Jungen, der nachts zuvor in das Britische Museum eingebrochen ist. Er liegt scheinbar tot da und Kenny erkennt, dass es sich bei dem Stein um etwas Kostbares handeln könnte. So beschließt er, diesen an sich zu nehmen. Der wahre Besitzer allerdings ist alles andere als tot und versucht sich mit Leibeskräften gegen diesen Diebstahl zu wehren. Nur mit Hilfe anderer Mudlarks kann Kenny den Stein an sich bringen. Aber was soll nun mit dem anderen Jungen geschehen, der kaum älter zu sein scheint als er selbst? Kurzerhand beschließt Kenny, den schwerverletzten Jungen in das Hauptquartier der Mudlarks zu bringen, wo ihm Moody Joe, der Patron der Mudlarks, helfen kann. Dort kann er von seiner Schulterverletzung genesen und vielleicht erfährt Kenny dann, was es mit diesem grünen Stein auf sich hat.

Als Kenny mit dem Jungen bei Moody Joe auftaucht, nimmt dieser den Stein an sich und möchte ihn an einen Schwarzhändler für viel Geld verkaufen. Und so begibt sich Moody Joe in die gefährlichen Straßen von London. Wie sich kurze Zeit später herausstellt, wird der Stein dem armen Mann zum Verhängnis. Es handelt sich dabei nämlich um einen Smaragd, der seinem Besitzer nur Unheil und Tod bringt. Als Kenny sich auf die Suche nach Moody Joe begibt, bewahrheiten sich seine schlimmsten Befürchtungen: Sein Patron ist tot und der Stein nicht mehr in seiner Tasche. Nach diesem Schock erfährt Kenny die ganze Wahrheit von dem verletzen Jungen, der sich als 15-jähriger Inder namens Sepoy zu erkennen gibt: Der grüne Stein ist ein Smaragd, das Herz der indischen Gottheit Kali, die Tod und Verderben bringt. Sepoy hat ihn gestohlen, um das Leben seines Herrn, Colonel Kensingtons, des Oberst der königlich-britischen Kolonialarmee zu retten. 

Dieser ist von einer indischen Thug-Sekte entführt worden, die den Stein braucht, um ihren Rachefeldzug gegen die britischen Kolonialherren führen zu können, die in ihr Land eingedrungen sind und in einer Schlacht viele ihrer Kameraden getötet haben. Sollte es Sepoy bis zum nächsten Vollmond nicht gelingen, das Herz der Göttin Kali zu stehlen und der indischen Sekte zukommen zu lassen, wird der Colonel sterben. Da Sepoy allerdings kläglich gescheitert ist, haben die zwei Jungen nun zusammen mit Colonels Kensingtons 16-jähriger Tochter Alice lediglich noch vier Tage Zeit, um das Leben des Mannes zu retten und London vor einem Blutbad zu schützen. Und so beginnt das aufregende Abenteuer für die drei neuen Freunde.

Der Autor Michael Peinkofer, der bereits zahlreiche Bücher über die Orks - J. R. R. Tolkiens Geschöpfe aus "Der Herr der Ringe" - geschrieben und veröffentlicht hat, ist mit "Auf der Jagd nach dem grünen Smaragd" ein exzellenter Krimi für Kinder ab elf Jahren gelungen. Das Buch war 2006 vollkommen zu Recht für den Hansjörg-Martin-Preis für den besten Kinderkrimi nominiert. Als rasanter Auftakt des Buches fesselt bereits der Einbruch in das Britische Museum den jungen Leser von Anfang an. Diese Spannung vermag Peinkofer von der ersten bis zur letzten Seite zu halten, sodass das Buch nicht aus der Hand gelegt werden kann und leider viel zu schnell zu Ende gelesen ist. Das Besondere ist die Schnelligkeit, mit der sich die tiefgehende Freundschaft zwischen den Hauptfiguren entwickelt - unabhängig von Geschlecht, Alter, Kultur und gesellschaftlichem Stand.

Obwohl die Handlung mit dem Jahr 1855 in das Viktorianische Zeitalter verlegt ist, sind Bezüge zur Gegenwart nur schwer zu übersehen. Im Nachwort erwähnt der Autor die auffälligen Parallelen zwischen der indischen Sekte im Buch und real existierenden Terrorgruppen auf der ganzen Welt. Auf diese Weise verknüpft Peinkofer historische Elemente mit der Gegenwart, um so Kinder an aktuelle Problematiken vorsichtig heranzuführen. Und dies alles in einem sehr spannenden Kinderkrimi, der auch für Ältere lesenswert ist.

Susann Fleischer
20.07.2009

 
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Das Buch:

Michael Peinkofer: Auf der Jagd nach dem grünen Smaragd

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München: dtv 2009
352 S., € 7,95
ab 11 Jahren
ISBN: 978-3-423-71358-0

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