Kinder- & Jugendbücher
Zwei Freunde gehen durch dick und dünn
Bildergeschichten regen das Sehzentrum bei kleinen Kindern an, denn über die Bilder lernen Kinder, die noch nicht lesen können, Zusammenhänge zu deuten. Üblicherweise unterstützen Bilder den Text, doch die Krimigeschichte von Henning Löhlein "Schnapp sie dir!" kommt ganz ohne Worte aus.
Zwei Freunde, ein Hund und ein Wildschwein, lassen einen Drachen steigen, während das Heim der Wildschwein-Familie von den diebischen Elstern ausgekundschaftet wird. Als es schließlich Schlafenszeit ist, wird das Kind der Familie Schwein ins Bett gebracht. Doch kaum hat der Vater eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen und ist aus dem Kinderzimmer gegangen, machen das Schwein und der Hund dort weiter, wo sie aufgehört haben: Sie spielen! Erbost wirft der Vater den Hund raus und geht wieder ins Bett. Glück im Unglück: Denn dadurch, dass der Hund nun draußen sitzen muss, kann er den Einbruch der Elstern beobachten und die Familie Schwein alarmieren. Doch erst als der Hund es schafft, in das Zimmer des Schweinchens einzusteigen, kann er auch Vater Schwein wecken und die Familie warnen.
Die Krimigeschichte benötigt keine Worte, um eine komplexe Handlung darzustellen. Die Bilder sind vorwiegend in hellen Farben gehalten, bis es schließlich Nacht wird und die Bedrohung durch die Einbrecher zunimmt. Die Figuren zeichnen sich durch markante äußerliche Merkmale aus: Zum Beispiel tragen die Elstern - ähnlich wie die Panzerknacker aus Disneys "DuckTales" - Augenbinden, damit man sie nicht erkennt. Der kleine Schweinejunge hingegen, trägt noch eine kurze Kinderhose. Hervorzuheben ist, dass neben großen Illustrationen, die über zwei Seiten gehen, auch kleinere Bilder untereinander gestellt werden. Auf diese Weise werden komplexere Handlungszusammenhänge leichter vermittelt, ohne dass ein Verlust wichtiger Einzelheiten entsteht. Somit kann die visuelle Wahrnehmung von Kleinkindern geschult werden.
Die unkommentierten Bilder fordern die Kinder indirekt dazu auf zu beschreiben, was sie auf den Bildern sehen. Somit kann auch das Sprachzentrum kleiner Kinder gefördert werden. Schnell entspinnt sich ein Dialog zwischen Eltern und Kind über die Geschichte, die an Spannung nicht verliert. Da die Geschichte einen offenen Schluss hat, kann das Kind seine eigene Fantasie dazu verwenden, um die Handlung zu beenden. Ein rundum gelungenes Buch.
Susann Fleischer
14.04.2009