Kinder- & Jugendbücher

Ein kleiner Junge auf Gespensterjagd

Konrad wohnt mit seinen Eltern in einer üblen Gespenstergegend. Dort spuken die drei Fiesen: Ein wüstes Gespenst, ein dickes Ungeheuer und ein bleicher Nachtmahr. Zusammen wohnen die drei üblen Gesellen in einem rußigen Schloss, von wo aus sie ihr Unwesen treiben und die Gegend unsicher machen, und das nicht nur nachts wie gewöhnliche Gespenster, sondern auch tagsüber. Davon hat Konrad eines Tages genug. Er beschließt sich auf den Weg zum Schloss zu machen und gegen die drei Fiesen vorzugehen. Wie gut, dass seine Mutter im Wohnzimmerschrank noch ein paar von den Anti-Gespensterkugeln hat und sein Vater ihm noch den Ratschlag gibt, dass man das dicke Ungeheuer nur besiegen kann, wenn es lacht! Zum Glück trifft Konrad vor dem Schloss auch noch die geheimnisvolle karierte Katze, die ihm den wertvollen Tipp gibt, die drei lieber einzeln zu erlegen. Mit List und Tücke und den Anti-Gespensterkugeln schafft es Konrad schließlich den Angeber, den Wichtigtuer und das Großmaul zu besiegen, wodurch er der karierten Katze eine leckere Vorspeise, einen guten Schluck und ein Hauptgericht beschert. Doch Ruhe haben Konrad und seine Eltern noch immer nicht, denn nun verbreitet die riesige karierte Katze unter den vorbeikommenden Wanderern Angst und Schrecken.

Zwar wohnen Konrad und seine Eltern in einem ganz normalen, hübschen Haus mit grünen Fensterläden und Rosen im Vorgarten. Doch damit ist es auch schon genug mit der Normalität, denn weder in der näheren Umgebung, noch im Haus selbst – nimmt man die witzigen Illustrationen von Susann Opel-Götz hinzu, ist alles so wie im wirklichen Leben. Einerseits leben jenseits des dunklen Waldes und der einsamen Felsen die drei Fiesen, die wirklich grauslich anzusehen sind, aber auch im Haus selbst findet man beim Betrachten der phantasievollen Bilder so manches skurrile Detail: Einen Kaktus im Käfig, ein zerschlagenes Ei auf der Orangenpresse, ein Stück Käse im Regal und natürlich die Anti-Gespensterkugeln im Wohnzimmerschrank.

Auf den ersten Blick ist man vielleicht dazu geneigt Paul Maars phantastisches Bilderbuch als eine Geschichte zu interpretieren, die das Ankämpfen und Besiegen eigener Ängste thematisiert und damit dieser einen tieferen, psychologischen Sinn aufzuerlegen. Schließlich verschwinden nach dem Sieg über die Gespenster auch die gezeichneten Fratzen auf den Tapeten im Haus der Eltern. Schaut man jedoch genauer hin, sieht man, dass Konrad an keiner Stelle wirkliche Angst hat, vielmehr fühlt er sich von dem Lärm gestört, wenn schon wieder ein Krankenwagen einen erschrockenen Wanderer abtransportieren muss. Im Gegenteil, Konrad ist ein äußerst mutiger, kleiner Junge und mit seiner Brille, seinem Seitenscheitel und seinem rot-weißen Ringelpulli von der Optik her kein Held wie man ihn sich so vorstellt. Vor allem aber ist Konrad ein Sympathieträger, der in starkem Kontrast steht, zu den drei fiesen Kerlen mit ihren schiefen, spitzen Zähnen, ihren Warzen und langen Fingernägeln. So ist es am besten, man schiebt auch als Erwachsener jeden tiefenpsychologischen Deutungsversuch beiseite und liest das Bilderbuch mit Kinderaugen, als das, was es wirklich ist: Eine spannende, abenteuerliche und auch lustige Geschichte, die besonders kleinen Jungs im Kindergartenalter sehr gefallen wird! Wieder einmal ist es Paul Maar gelungen eine Geschichte zu schreiben wie Kinder sie hören wollen. Gemeinsam mit den unterhaltsamen Bildern von Susann Opel-Götz absolut empfehlenswert!

Claudia Birk-Gehrke
14.04.2008

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Paul Maar, Susann Opel-Götz: Drei miese, fiese Kerle.

CMS_IMGTITLE[1]

Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger 2008
32 S., € 12,90.
ISBN: 978-3-7891-6871-0

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.