Kinder- & Jugendbücher

Ein (literarisches) Mahnmal wider das Vergessen

Amsterdam, 1942: Seit ihrem Sieg über die niederländische Armee haben die Nationalsozialisten das Königreich besetzt. Beatrix, ein sechsjähriges Mädchen, ist mit ihrer Mutter auf der Flucht vor den deutschen Soldaten. Denn sie sind Juden. Sollte man sie verhaften, werden sie direkt ins Konzentrationslager deportiert. Für die kleine Beatrix ein Todesurteil. Um sich in Sicherheit zu bringen, müssen sie mit der Bahn fahren. Da kommt ein Offizier und kontrolliert die Pässe. Auf dem Pass der Mutter steht ein J. Sie wird daraufhin mitgenommen. Beatrix bleibt allein zurück. Zu Beatrix´ Glück gibt es auch in diesen schlimmen Zeiten Menschen, die nicht wegschauen. So wie die Brüder Lars und Nils. Sie riskieren ihr Leben für Beatrix.

Wie Beatrix ein neues Zuhause findet, die schlimmen Jahre des Zweiten Weltkrieges und der Naziherrschaft übersteht und am Ende sogar ihre Mutter wiederfindet, davon erzählt "Die letzte Haltstelle". Sharon E. McKay gibt Millionen ermordeten Juden eine Stimme. Ihre Worte hallen noch lange im Kopf und Herzen nach. Ihr gelingt ein packendes und ergreifendes Lehrstück und ein Appell an unsere Menschlichkeit, der aktuell ist wie eh und je, ähnlich wie "Das Tagebuch der Anne Frank" für die jüngere Generation. Die Schrecken der Nazi-Zeit wurden selten zuvor so poetisch verarbeitet. Ab dem ersten Satz leidet man hier mit. Und man schüttelt im Unglauben und trotzdem Wissen den Kopf darüber, welche Gräueltaten einst geschehen konnten.

Unterhaltung, die Leben verändert - nach der Lektüre von Sharon E. McKays Geschichten ist nichts mehr wie noch wenige Stunden zuvor. Während der Lektüre von "Die letzte Haltestelle" weint man regelrecht Sturzbäche von Tränen. Und zugleich ist einem ganz schwindelig ob so viel Leseglücks. Zwischen zwei Buchdeckeln stecken Emotionen pur - und außerdem ein Leseerlebnis zum Niederknien gut. Die kanadische Autorin sorgt für großes Gefühlskino. Ihre Werke sind eine Entdeckung mehr als wert, ebenso wir die Zeichnungen von Timo Grubing. Diese verleihen der Story noch mehr Tiefe und machen sie zu einem visuellen Highlight. Bei deren Anblick droht einem das Herz zu brechen. Solch ein Juwel der Literatur gehört unbedingt in jedes Bücherregal!

Susann Fleischer
06.06.2017

 
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Das Buch:

Sharon E. McKay: Die letzte Haltestelle. Mit Illustrationen von Timo Grubing. Aus dem Englischen von Bettina Obrecht

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München: cbj Verlag 2017
176 S., € 14,99
ab 9 Jahren
ISBN: 978-3-570-17250-6

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