Gedichtbände
Für Lebens-Schwärmer und Genießer
Hilla Beils-Müller ist mit ihrem Werk "Der Diamant im eigenen Ich" eine wunderbare Gedichtssammlung aus kleinen Lebensweisheiten gelungen. Darin versammelt sind Anekdoten, die mal zum Lachen, mal zum Nachdenken anregen.
Was bringt es, dem Vergangenen nachzusinnen und zugleich das Kommende zu fürchten? Auf beide Fragen hat Hilla Beils-Müller in ihrem facettenreichen Gedichtband eine Antwort: Auf das Hier und Jetzt kommt es an! Auf das, was uns dabei bewegt, trennt oder zusammenhält. Auf das, was uns ärgert, ängstigt oder freut. Für all das hat Hilla Beils-Müller einen Platz in ihrem Gedichtband gefunden. Die Autorin versteht es, auf die wichtigen Themen des Lebens aufmerksam zu machen und diese einprägsam in ihren Gedichten darzustellen.
Es sind zum einen die warmen, zwischenmenschlichen Töne wie in den Gedichten "Umarmen", "Achtsamkeit" oder "Andenken", die auf Werte hinweisen, die es sich zu erhalten lohnt. Dabei hebt Beils-Müller nicht nur die Liebe als allumfassenden Anker zwischen den Menschen hervor, sondern betont, dass es vor allem im hohe Alter auf das Zwischenmenschliche und das Bedürfnis nach Nähe ankommt. Aufmerksam gemacht wird also auf die Generation, die bereits in ihrer Jugend ein hartes Schicksal zu erleiden hatte, wie im Gedicht "Andenken" deutlich wird: "Andenken / können viel berichten / von des Lebens / auferlegten Pflichten / Not und Armut / in kargen Jahren / von Todesangst / in Kriegsgefahren [...]" Doch nicht nur auf die Vergangenheit dieser Generation kommt es an, es ist auch die Gegenwart, die zählt. Es ist das natürliche Bedürfnis nach Zuneigung und der Hinweis, dass dieses auch im hohen Alter nicht verschwindet, wie in dem folgenden Ausschnitt aus dem Gedicht "Umarmen" deutlich wird: "[...] Alterwerden / wünscht Erbarmen / Hände reichen / belebt den Mut / und Liebe / schenkt Umarmen / [...]".
Bei scheinbar alltäglichen Themen wie Arbeitssuche, Stress und Hektik zeigt Hilla Beils-Müller ihre gesellschaftskritische und zugleich amüsante Seite, so z.B. im Gedicht "Achtung Job!": "[...] / Lebens-Schwärmer / Achtung Stopp / Erspart euch / einen Mobbing-Job".
Auch vor unangenehmen Themen schreckt Hilla Beils-Müller nicht zurück. Es sind Gedichte wie "Angst", "Eifersucht" oder "Sorgen", die auf menschliche Schwächen hinweisen, ohne dabei zu verurteilen. Vielmehr können die Gedichte einen Ausweg aus schwierigen Situationen bieten. Die klare Sprache gibt den Rezipienten die Möglichkeit, die Distanz zu den Gedichten zu überwinden, die Impulsgeber sein können, um über die eigene Lebenssituation zu reflektieren.
Den roten Faden bilden die in verschiedenen Abständen vorkommenden Weisheitsgedichte, die mit ihrer schlichten und zugleich klaren und tiefgreifenden Art philosophische Themen ansprechen.
Dabei ist "Der Diamant im eigenen Ich" für die 1953 in Mayen geborene Schriftstellerin kein Erstlingswerk. Schon zuvor verfasste sie Werke wie "Ein kleiner Spiegel"* oder auch "Erkenntnis und Wagnis - Kostbares Glück". Doch nicht nur durch ihre bereits erschienenen Werke kommt sie dem Leser ganz nah und vertraut vor. Es sind auch die darin enthaltenen Bilder und Fotografien Beils-Müllers, die geliebte Personen und Orte aber auch die Autorin selbst zeigen. So vermag die geglückte Verbindung von Sprache, Inhalt und Bild dem Leser Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt von Hilla Beils-Müller zu gewähren.
Die in diesem Band liebevoll und abwechslungsreich zusammengestellten Gedichte beschreiben das Leben in seiner Reinform und bieten einen leichten Zugang für ein breites Publikum. Sie bereichern, ohne anzustrengen, erheitern, ohne stumpf zu sein und regen an, ohne aufzuregen. So eignet sich dieses Bändchen sowohl zum Verschenken als auch zum selbst Genießen. Langweilig oder eintönig wird es sicher nie.
Hugo Meier
07.04.2014
Die Lesung im Deutschen Literaturfernsehen finden Sie hier.