Gedichtbände

Edelsteine - über poetische Blätter gestreut

"Umhüllt von Rosenduft" - unter diesem Titel hat Alexandra Mignon auf rund 90 Seiten eine Reihe von Gedichten ausgebreitet. Das Titelgedicht dazu findet sich auf Seite 55, und Neueinsteiger können es als Gelegenheit nutzen, das Werk und seine Urheberin kennen zu lernen. Das Gedicht erinnert an Minnesang und verbreitet auch die Artigkeit jener Epoche. Darin ist - das wird niemanden erstaunen - von der Liebe die Rede, über die in der Schlussstrophe geschrieben steht:

Dort ruht sie, träumend, sinnend 
in Sonne, Regen, Luft 
und schlummert zart umhüllet 
Von himmlischem Rosenduft.

Da werden auch gleich die Friedlichkeit und die Friedfertigkeit erkennbar, die sich über die Seiten ziehen. Sie verbinden sich mit einem unüberhörbaren Ausdruck der Dankbarkeit: "Unendlichkeit, ich danke dir", heißt es in dem Gedicht "Unendlichkeit". An anderer Stelle, so in "Wie glasfarbne Fenster", tönt es nicht minder versöhnlich: "Spielen ist unbeschwert reines Sosein", schreibt sie fast schwerelos.

Überhaupt steckt viel Zuversicht in diesem Bändchen. Man lese die "Ankunft", um dieses Strahlende, das alles überwindet, wahrzunehmen. Eines der schönsten der Sammlung ist vielleicht "Die Glocke", die auch Zeichen der Gläubigkeit und des Gottvertrauens ist. Manches steckt an, wirkt ausweitend oder erhöhend, sublimierend. Anderes verrät die Klarheit und Lauterkeit, die uns gewünscht wird. "Ein Wort aus Edelstein" heißt das Gedicht, das von der Seele handelt. Edelstein taucht als Begriff immer wieder auf, und es scheint so, als wolle Alexandra Mignon diese edlen Schätze auf ihren Blättern ausstreuen zur Freude aller.

Die 1954 geborene Autorin ist Schweizerin, und das hört man aus dem Buch heraus. Berge, so begreift man nach der Lektüre des Gedichtes "Wie frische Berges-Morgenluft", sind Ausdruck von Freiheit und Glück. "Berg, wo du bist, ist Tempel", schreibt sie an anderer Stelle. Und in "Alpengipfel - Gipfelmeer" verrät sie ihre Heimatliebe sehr offen: "Schweiz, du bist die Schönste mit Deinen hunderttausend Zacken".

In ihrer überwiegenden Zahl sind die Zeilen lang gehalten, so im Gedicht "Staunen". Aber in "Die Zahl" rücken die Wörter eng zusammen. Auch "Augenbann" nutzt die knappe Form, offenbar weil sie nachdrücklicher bannt. Die Sprachform verrät den Gedanken:

Lange schauen 
deine blauen 
Augen meine an,

bange schauen 
meine braunen 
deine an im Bann.

Nicht alles ist so losgelöst, so frei vom Alltag und seinen Sorgen, manches greift erst ein Ereignis auf, um sich aufzuschwingen. So geht es im Tsunami-Gedicht "Wann?" mit seinem warnenden Ende:

"Ich bleibe bei euch bis an dieser Welt Ende.
Seid wachsam, ich komm wie die Diebin bei Nacht"

Außer der sprachlichen Vielfalt, über die das Auge gleitet, gibt es noch die "Inn’re Stimme", auf die es zu hören gilt. Diesen Rat kann man auch ganz praktisch befolgen. Man lese sich doch das Gedicht "Wind" einmal innerlich vor!

Ronald Roggen 
14.06.2011


Die Lesung im Deutschen Literaturfernsehen finden Sie hier.

 
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Das Buch:

Alexandra Mignon: Umhüllt von Rosenduft

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2010 89 S., € 10,80 ISBN: 978-3-8372-0728-6

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