Erzählbände & Kurzprosa
Die Unzulänglichkeit des Lebens grandios festgehalten
Als Anfang 2010 im M?nchener Verlag Antje Kunstmann Hanna Lemkes Deb?t "Gesichertes. Stories" erschien, war innerhalb k?rzester Zeit abzusehen, dass der deutschen Autorin eine gro?e Karriere im Literaturbetrieb bevorstand. Ihre Erz?hlung "Geschwisterkinder" ist der beste Beweis, dass die Wahlberlinerin richtig gut schreiben kann und dank ihrer Sprachkraft die Leser einmal mehr begeistern wird. Sie zeigt mit ihrem neuesten Buch eindrucksvoll, dass auch Kurzprosa so viel Macht und Unterhaltungswert besitzen kann wie ein 400-seitiger Roman voller Gef?hl, Spannung und Wortgewalt - mit einem kleinen Unterschied: Hier begegnet man einer Intensit?t, die das Herz aufzuw?hlen vermag und Literatur zu einem Hochgenuss macht. Diese Geschichte darf man einfach nicht verpassen.
Die Geschwister Milla und Ritschie sind zeitlebens umgeben von einer unbestimmten Vertrautheit, die sich nun, da die beiden erwachsen sind und ihre eigenen Wege gehen, langsam in ein Nichts aufl?st. Fr?her haben sie sich alles erz?hlt und gemeinsam dem Leben voller Hektik tapfer widerstanden. Aber inzwischen haben die Jahre ihre Spuren bei ihnen hinterlassen und Bruder und Schwester voneinander getrennt - bis zu jenem Tag, als ein alter Freund der Familie unverhofft bei ihnen beiden auftaucht und mit der Einladung zu einer Hochzeit von fl?chtigen Bekannten f?r Abwechslung im Alltag sorgt. St?ck f?r St?ck n?hern sich Milla und Ritschie wieder einander an und reden nach langer Zeit erstmals wieder richtig miteinander. Was sie sich in pers?nlichen Gespr?chen anvertrauen, ist mehr als ein Spiegel ihres Herzens und ihrer Seele ...
Hanna Lemke versteht es nahezu meisterhaft, mit nur wenigen Worten ihre Leser um den kleinen Finger zu wickeln und sie mit einer ?berraschenden Geschichte einem au?ergew?hnlichen Erlebnis auszusetzen. Ihre Erz?hlung "Geschwisterkinder" ist absolut brillant und bedeutet Literatur, die die Welt aus den Angeln zu heben scheint. Niemand erfasst das Leben so genau und schreibt derma?en verdichtet wie die deutsche Autorin. Dabei verliert sie nie das Menschliche, die Gef?hle aus den Augen - eher im Gegenteil: Lemke erschafft mit ihren Worten einen Mikrokosmos der Emotionen, in dem jeder sich nach k?rzester Zeit zweifellos wiederfinden wird. Die Berlinerin schafft mit "Geschwisterkinder" einen geruhsamen Ort f?r die gebeutelte Seele und l?sst dem Leser Zeit zum Ausruhen und des Zu-sich-Kommens. Das gelingt wahrlich nicht vielen Autoren.
Susann Fleischer
12.03.2012