Erzählbände & Kurzprosa

Steigernd schwungvoll

Ohne Bedenken kann die Vokabel Pr?tention hervorgekramt werden. Die Prosa des Joachim Helfer ist eine Prosa, die ohne Pr?tention kaum denkbar ist. Das bedeutet, Helfers Prosa ist, im besten Sinne, anspruchsvoll. In ihrem Anspruch ist sie anma?end.

Das wiederum bedeutet, Helfer will nicht die beliebigen Leser. Er will die bedacht Lesenden. Und das hat nichts mit D?nkel zu tun. Es hat mit dem Willen des Schriftstellers zu tun, den Wohllaut der Worte in rhythmischen S?tzen zum Klingen zu bringen: Lesenden zum Wohlgefallen.

Joachim Helfers Novellenband "Nicht zu zweit" hat die Seiten, die lebhaft werden durch den Rhythmus der Sprache.

Knapp ein Jahrzehnt nach dem Tode von Thomas Mann geboren, ist Helfer, wie der Altvordere, ein Rhythmiker der epischen Sprache. Manche Seiten der dritten, den Band abschlie?enden Novelle ? "Die Steine" -, werden die Lesenden eher des Wohllauts der Worte, weniger der Geschichte wegen lesen.

Eine Geschichte, in der abermals Florian K?nig anwesend ist, der nicht aus der Haut des Autors heraus kann und mu?. Nicht zuf?llig, scheints, macht jedoch die Novelle "Der Ring" den Mittelpunkt der Novellen-Sammlung.

Auch "Der Ring" g?nnt den Lesenden die Wiederbegegnung mit einer Helfer-Figur. Seinen Auftritt hat erneut Peter Cohn: Emigrantensohn, Kunsth?ndler-Galerist aus Amerika, dessen ohnehin wechselvollem Leben im s?dfranz?sischen Cannes eine weitere besondere Begegnung hinzugef?gt wird. Cohn wird zum Zuh?rer f?r einen Altersgenossen, der einst Modell f?r Arno Breker stand, dem der altersschwache Andr? Gide einen Ring verehrt, der .... Die Ring-Geschichte hat das sich steigernde, schwungvolle Tempo von Ravels "Bolero". Alles scheint Wiederholung. Alles ist st?ndig Steigerung. Alles Geheimnisvolle wird ver?ffentlicht. Nichts vom ?ffentlichen gewordenen Geheimnis offenbart das Geheimnisvolle. Die Ring-Geschichte erz?hlt ein punktuelles Ereignis, das eine Linie hat. Eine gedachte, vermutete, tats?chliche Linie? Wer wei?! Heiterer, leichter erz?hlt Joachim Helfer keine der Novellen. Heiterer hat Helfer noch keiner Figuren gestattet, gro?z?gig Gest?ndnisse zu machen.

Der Schriftsteller sp?rt gern Gest?ndnissen nach. Gest?ndnissen, die immer wieder von Menschen verlangt werden. Gest?ndnisse, die Menschen nie machen k?nnen, weil Menschen die Gest?ndnisse nicht machen k?nnen, die sie machen k?nnten. Bei Joachim Helfer gibt es die Geschichten zu den Gest?ndnissen. Der Schriftsteller hat einen sechsten Sinn f?r Gest?ndnisse in Geschichten. Helfer erz?hlt die Geschichten. Die Geschichten wird h?ren, wer h?ren kann.

Bernd Heimberger
13.09.2005

 
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Das Buch:

Joachim Helfer: Nicht zu weit

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Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005
174 S., € 16,90
ISBN: 3-51841-6685


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