Erzählbände & Kurzprosa

Stürmische Betrachtungen des Lebens

"Heute habe ich an die alte Linde gepinkelt." Mit diesen Worten beginnt die Titelgeschichte des vorliegenden Erz?hlbandes von G?nter Baum. Und dieser Satz zeigt auch gleich, wo es hier langgeht ? frech und mit subtilem Humor betrachtet Baum Begebenheiten des Alltags und gibt ihnen durch seine sp?ttische Beschreibung ihre ganz eigene Dynamik. Ziemlich st?rmische Betrachtungen des Lebens ...

"Heute habe ich an die alte Linde gepinkelt." ? Nicht einfach so nat?rlich. Dieser Aktion ist ein Konflikt vorausgegangen, der wie eine Naturgewalt ?ber die Familie des Erz?hlers hereingebrochen ist. Er ist Ausl?ser eines an sich banalen Familienstreites, der verborgene Entt?uschungen und Erwartungen der Eltern zu Tage f?rdert und die Kinder zwischen den Fronten der Streitenden aufreibt. Ein l?cherlicher Konflikt, dessen Sch?rfe durch die satirische Beschreibung genommen wird und der sich ? soviel darf verraten werden ? durch eine Naturkatastrophe wieder in Luft aufl?st.

Baum l??t in seinen Geschichten ganz verschiedene Personen erz?hlen und zeigt so sein Talent, die Dinge von verschiedenen Beobachtungsposten aus zu betrachten. So gibt er auch dem Leser die M?glichkeit, sich seine eigene Position zu suchen.

M?rchen, Fabeln, Anekdoten und Satiren ? G?nter Baum beherrscht die kurzen Formen der Prosa, kommt schnell auf den Punkt und ?berrascht den Leser immer wieder mit originellen Blickwinkeln. Was die Geschichten verbindet, sind der Spott und Sarkasmus.

So wird in dem modernen M?rchen "Die Insel" ?ber die Segnungen der Zivilisation gespottet, die sich den naiven Ureinwohnern in Form von Kanonen pr?sentieren. Die unwissenden "Wilden" interpretieren diese "Gr??e der Liebe" genannten Mordinstrumente v?llig falsch, erkennen deren wahren Zweck nicht, weil sie v?llig frei sind vom Gedanken an Gewalt gegen andere. Aber nun ist die Zivilisation zu ihnen gekommen und nimmt ihren Lauf ... Im Angesicht einer gewaltt?tigen Zeit ein M?rchen mit einem bitteren Kern.

Und auch aus dem Alltag des Schreibenden wird berichtet, der in der Satire "Der Dichter" als vergeistigter Spinner dargestellt wird, der einer romantisch verkl?rten Idee des Schreibens nachh?ngt ... Der Rest des produzierenden Buchgewerbes darf ebenfalls ?ber sich lachen, wenn in der Satire "Das Manuskript" deftig ?ber Schreibende und Lektoren hergezogen wird. Obwohl, genauso l?uft es doch eigentlich, lieber Lektor, oder nicht? Klar wird hier auch Kritik laut, wie es sich f?r eine ordentliche Satire geh?rt, aber das sind durchaus liebevolle T?ne.

Hier gibt es f?r alle was zum Schmunzeln und zum Denken. Kurzweilige, bisweilen ?berraschende Geschichten mit Tiefgang. Jede f?r sich gut ? ein Buch, das man ?fter mal zur Hand nehmen kann.

-ahk
30.05.2002

 
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Das Buch:

Günter Baum: Der Sturm. Kurzgeschichten

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Nürnberg: Thomas Rüger Verlag. Edition Knurrhahn. 2001
109 S.
ISBN: 3-932717-13-9

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