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Die Autorin hat ihr Leben Revue passieren lassen auf eine ganz besondere Art und Weise. Sie hat keine Autobiografie geschrieben, kein Buch welches ein Leben von Anfang bis Ende widerspiegelt. Nein. Sie hat vielen Teilen ihres Lebens Gehör verschafft, aber auch Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Verwandte zu Wort kommen lassen in ihren Kurzgeschichten. Eingangs erwarten den Leser wunderschöne Gedichte, die von Bindungen erzählen, von Freiem Geist und dem ewigen Leben, von der Sonnenwende und der ewigen Schöpfung. Aber auch Reime über die Natur und deren Schönheit kommen zum Tragen, entführen den Leser in diese Welt voller Erkenntnis und Harmonie.

Dann folgen Kurzgeschichten. Eine schöner als die andere. Die Autorin erzählt von ihrer Kindheit mit ihren Geschwistern. Von der Liebe zu den Eltern und Großeltern. Vom Miteinander mit Onkeln und Tanten. Da waren glückliche Momente, schöne Erlebnisse, aber auch Trauriges. Wunderschön die Geschichte vom Heimweh, der Rückkehr an den Ort, wo sie vor dem Krieg gelebt haben, wo sie zuhause waren. Eine so kurze Zeit der Rückkehr und doch für immer im Herzen geblieben. Dann ein Osterspaziergang, der lehrt, dass auch Erwachsene zu Kindern werden können und dürfen und wie sich so etwas auf die Kleinsten überträgt, welches Glück es bei ihnen auslösen kann und wieviel Freude ein gealtertes Herz dabei empfinden kann. Aber auch Erinnerungen an die Landschaft, deren bezaubernde Schönheit. Erinnerungen an den Vater, mit so viel Liebe erzählt, Zärtlichkeit in der Stimme, Verständnis für kleine Erdenbürger, dass einem das Herz überläuft beim Lesen. Doch auch in diesem Buch gibt es die Schattenseiten des Lebens: Schmerz und Hoffnung. Die Autorin erzählt von Liebe und Tod, das Ende einer Autofahrt im Glück im Unglück und eine Heimkehr der Liebe, Trauer und einem anfänglich unglücklichen Wiedersehen.

Die Geschichten sagen mitunter sehr viel zwischen den Zeilen aus. Manchmal sollte man auch gegen den Strom schwimmen können, seinem Gewissen folgen. Auch wenn das ein Gewitter zur Folge hat, so kann es auch nach allem Groll und Donner bereinigend sein, nahezu befreiend. Oder sich die Erde untertan machen – das bedarf manchmal einer Klärung, da kann auch schon mal ein Geistlicher überfordert sein oder gar irrend, und sich von seinen Schäfchen auf den richtigen Weg zurückbringen lassen.

All diese Geschichten in dem Buch "So jedenfalls war sie vorhin..." erzählen von dem Leben vieler Personen. Sie entführen den Leser in die Vergangenheit, in viele Heime, an viele Tische. Die Erzählsprache ist durchweg herzlich, liebevoll, großherzig und mitunter mit viel Wehmut erzählt und doch strotzt sie vor Freude und Lebendigkeit. Auch wenn man all diese Personen nicht kennt, so fühlt man sich ihnen nah, mitten in ihrem Leben. Man hat Teil an ihrem Schicksal. Diese Kurzgeschichten und Gedichte entführen einen förmlich, sie lenken ab und verzaubern ...

Tanja Küsters
15.06.2009

Eine Lesung aus diesem Buch finden Sie hier:
http://www.autoren-tv.de/vorschaltseiten/reche-schlichting_intro.html 

Karin Reche-Schlichting: So jedenfalls war sie vorhin ... Erzählungen, heiter und besinnlich ...

Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2009
143 S., € 9,90
ISBN: 978-3-8372-0391-2

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