Erzählbände & Kurzprosa

Deutsche Sprache , schwere Sprache!?

Beinahe jeder Deutsche hat bisweilen vernommen, dass es besonders schwer sei, die deutsche Sprache zu erlernen. Zeichnet sich das Deutsche doch durch viele Kuriositäten aus, die dem Muttersprachler gängig sind, während der Ausländer beim Versuch, das Deutsche zu erlernen, in manchen Fällen daran verzweifelt - ähnlich wie anfangs David Bergmann, der unbedarft in die deutschen Lande einreiste, inzwischen seit zwölf turbulenten Jahren hier lebt und seine gemachten Erfahrungen in seinem etwas anderen "Sprachführer", "Wie, wer, das?", verarbeitet hat. Dabei ähnelt das Buch allerdings eher einer Aneinanderreihung von Anekdoten als einem Ratgeber im klassischen Sinne.

Bei den "Neue[n] Abenteuer[n] eines Amerikaners im Sprachlabyrinth" - dem Nachfolger des Bucherfolges "Der, die, was?" - handelt es sich um einen Auszug aus Bergmanns Leben. Im Laufe von zwölf Jahren, die er in Deutschland verbracht hat, sind ihm allerlei sprachliche Seltsamkeiten begegnet, die er sich nicht immer erklären konnte - und für einige davon gilt dies nach wie vor. Stieß er doch mit seinen Kenntnissen dieser "hart klingenden" Sprache immer wieder an seine Grenzen. So kann er sich zwar beispielsweise noch vorstellen, dass man bei der Arbeit Mist gemacht haben kann, aber länger hat es da gedauert, bis er verstand, wie Mist gebaut und verzapft wird. Und dies ist nicht das einzige, was den Autor ab und zu aus dem Konzept bringt. 

Da gibt es noch die vier Fälle Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, die sich nach einer der drei Gruppen Maskulina (wie "der Mann" oder "der Tisch"), Feminina (wie "die Frau" oder "die Uhr") und Neutra (wie "das Mädchen" oder "das Auto") richten. Wobei die Frage bei Bergmann aufkommt, wie denn ein Tisch männlich sein kann. Ihm kommt allerdings wenigstens bei den Verben der Vorteil zugute, dass das Englische zur gleichen Sprachfamilie wie das Deutsche gehört – beide zählen nämlich zu den germanischen Sprachen. So gibt es zum Beispiel auch im Englischen schwache, starke und unregelmäßige Verben. Da haben es andere schwerer, wenn sie manche Besonderheiten lernen müssen. An einem Punkt zeigt Bergmann (erfreulicherweise) auf, dass es nicht unbedingt von Vorteil wäre, wenn Substantive klein geschrieben werden würden. Da könnte doch "Frau Meier ist gut zu Vögeln" mit Kleinschreibung doch etwas anderes bedeuten und zu Missverständnissen führen.

Diesen und noch viel mehr Eigenheiten der deutschen Sprache widmet sich David Bergmann mit viel Hingabe und Humor. Dabei ist zu erwähnen, dass sich der Autor keineswegs auf das deutsche Staatsgebiet begrenzt, sondern über den Tellerrand guckt, wenn er beispielsweise in die Schweiz oder nach Prag fährt. Zudem zeigen ihm seine vielen Freunde auf, dass jede Sprache etwas Besonderes hat - kennt er doch Menschen aus Frankreich, Skandinavien und aus den Niederlanden. Da erhält doch tatsächlich der Rezipient einen kleinen Einblick in andere Sprachen, andere Länder, andere Kulturen.

Nicht nur die Sprache wird in "Wer, wie, das?" eingehend beleuchtet (und an vielen Stellen analysiert), zudem erhält der geneigte Leser einen recht detaillierten Einblick in Bergmanns Leben. So erzählt der Autor von einem absolvierten Tanzkurs, seinem alten Ford Escort und seiner Familie. Auf diese Weise erhält das Buch etwas Persönliches, wobei es Bergmann auch hier gelingt, einen witzigen Erzählton anzuschlagen. Man hat den Eindruck, dass man abends zusammensitzt und sich seine vielen Erlebnisse aus einem anderen Land erzählen lässt. Manche davon bieder bis ernst, andere skurril und andere wiederum einfach nur witzig. Dann kann es ja mit der Sprachentdeckungsreise losgehen!

Susann Fleischer
02.06.2009

 
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Das Buch:

David Bergmann: Wie, wer, das? Neue Abenteuer eines Amerikaners im Sprachlabyrinth

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Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009
224 S., € 8,95
ISBN: 978-3-499-62492-6

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