Erzählbände & Kurzprosa

Antike Sagen gründlich entkernt

Griechenland ? Wiege unserer Kultur. Jedes Schulkind, so es mit Latein gequ?lt wird, ackert sich im Lauf des langen Sch?lerlebens durch die Welt griechischer Sagen. Da wimmelt es in den K?pfen von staubigen St?llen, Herkules, einem omnipotenten Zeus, zahlreichen Intrigen, gemeinen Hinterhalten, Kriegen, dazwischen wiehert das trojanische Pferd. Im Endeffekt bleibt der Eindruck, die griechischen G?tter seien stets damit besch?ftigt gewesen, sich gegenseitig die Frauen auszuspannen und miteinander zu raufen. Dieser Eindruck ist nicht so fehlerhaft, wie man meint. Winfried Rathke, dem griechischen G?tterhimmel rettungslos verfallen, erz?hlt die Sagen und Mythen neu. Was bei Rathke allerdings hei?t ? spitzeste Feder, alles extrem gerafft und aufs Wesentliche konzentriert, in Versform und derma?en erfrischend frech, dass aus den steifen Torsi in Sekundenschnelle sp?tpubertierende M?nner auf Freiersf??en werden, erz?rnte G?ttinen mit konsequentem Durchgreifverm?gen so richtig loslegen und das Ganze aus der Sicht unserer Zeit.

"Kommt Dir Apoll vom Belvedere mitten im Vatikan in die Quere, f?llt Dir gleich auf der folgende Fakt: a) ist er schadhaft und b) ist er nackt" ist der Auftakt zur Apollgeschichte, w?hrend es bei "Amphitryon und Alkmene" losgeht mit: "Die alten Griechen nebst Verwandten, die unser Fernsehn noch nicht kannten, erz?hlten sich, statt dumpf zu br?ten, vor Tempeln abends ihre Mythen". Noch eines? Also, Herakles: "Mit Herakles, wild und vermessen, war leider nicht gut Kirschen essen, denn diesen seltsamen Primaten gel?stete es stets nach Taten" ? nat?rlich folgt dann die gesamte Geschichte. Das Buch ist garniert mit Illustration von Kevin Farrell, die sich vielleicht noch eher an das Original anlehnen, aber durchaus auch schon angesteckt sind vom "Rathke-Virus", der Hu(o)merologie?

csc
14.05.2002

 
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Das Buch:

Winfried Rathke: Sex and Crime bei den alten Griechen. Antike Sagen gründlich entkernt - und mit medizynischen Transplantaten erstaunlich unsachgemäß restauriert

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Egelsbach/Frankfurt: Fouqué Literaturverlag 2001
189 S.
ISBN: 3-8267-4745-3

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