Ratgeber

Das Image wirken lassen

Wer sind Sie? Wie sind Sie so? Was sagt man im Allgemeinen ?ber Sie? Und, letzte Frage ? stimmt das mit dem Bild ?berein, das Sie von sich haben? M?glicherweise besteht zwischen dem Bild, das Sie vermitteln wollen und dem, was bei Ihrem Gegen?ber ankommt, eine gewisse Diskrepanz. Sie dachten, Sie seien ein lockerer Typ und erfahren nun, dass Sie schon auf Grund Ihrer Kleidung als erzkonservativer Spie?er gelten? Oder Sie traben t?glich im Sweatshirt zur Arbeit und wundern sich, dass Sie seit Jahren in der Firmenhierarchie nicht aufsteigen?

Die Arbeit am eigenen Image wird immer wichtiger. Wer sich selbst schlecht verkauft, hat den Schwarzen Peter im Spiel um Karriere und Zukunftsplanung. Spr?nge im Image wie beispielsweise betont jugendliche Kleidung au?en und ziemlich enge Horizonte innen liefern dem Gegen?ber ein unstimmiges Bild ? Sie werden nicht ernst genommen. Andererseits: Wie soll man sich ?berhaupt benehmen und kleiden, heute, in einer Zeit, in der man im Freizeitlook zur Arbeit geht und es eher ein Zeichen von Reviermarkierung zu sein scheint, wenn man sich krass daneben benimmt? Fachkompetenz dr?ckt sich im ?u?eren aus ? denken Sie an Polizisten, Richter, ?rzte, hier wirkt allein schon die Kleidung. Testen Sie sich: Wie laufen Sie in Jeans und Turnschuhen, wie im Smoking? Sie f?hlen sich unwohl im Smoking? Dann brauchen Sie nicht weiter ?ber Imagepflege nachdenken, dann ist ein Mitgliedsausweis im Sportverein die bessere Wahl.

Imageberatung ist ein bedeutender Faktor geworden im Kampf um Arbeitspl?tze und die wenigen wirklich guten und interessanten Jobs. Fachwissen wird vorausgesetzt, die meisten von uns besitzen eine umfangreiche Bildung, wir sind in unserem je eigenen Gebiet informiert und sorgen daf?r, dass wir auf dem neuesten Stand bleiben. Wie sieht es aber mit unseren anderen Kompetenzen aus? Oder mit unserem Wissen zum Thema Kleidung, wobei man Arbeitskleidung heute mit dem Wort Dress-Code gleichsetzen muss? Das ist weitgehend einer tief unten angesiedelten Nivellierung zum Opfer gefallen, obwohl jeder eine Person anders beurteilt, die hervorragend gekleidet (was schlicht und dezent, aber gut bedeutet) ist als eine Gestalt, deren unrasiertes Kinn weniger auf Genie denn auf mangelnde Selbstorganisation zur?ckzuf?hren ist. Das Thema Benehmen scheint nicht mehr topaktuell, obwohl es mittlerweile sogar Kinder-Benimmkurse gibt ? offenbar spricht es sich langsam wieder herum, dass ein Benehmen, das man von klein auf so gut lernt, dass es in Fleisch und Blut ?bergegangen ist, das Leben ungemein erleichtert ? kaum Fettn?pfchen, in die man treten k?nnte, kein b?ser Faux-Pas in Kleider- und Tischmanieren, von vielen anderen Peinlichkeiten abgesehen ...

Wer sein Image ver?ndern will oder ?berhaupt erst einmal eines aufbauen m?chte, muss zuerst eines tun: Sich selbst analysieren. Das bedeutet, sich zu hinterfragen: Wer bin ich, wo sind meine Vorz?ge und Schw?chen? Wie bin ich im Allgemeinen so gelaunt, wie ist mein F?hrungsstil? Nicht nur Doris D?rrie fragt: "Bin ich sch?n", wobei sicher eines klar ist ? Geschmack ist eine pers?nliche Frage und f?r unsere Optik sind wir nur begrenzt zust?ndig. Die totale Verantwortung tragen wir aber f?r die Verpackung! Wer einmal erlebt hat, dass falsche Farben aus frohen Menschen Miesepeter machen, kauft nie mehr ultramarinblau, wenn er in t?rkis wirkt wie nach vier Wochen Ferien. Kniebedeckend oder wadenlang? Betrachten Sie ehrlich Ihre Beine und beziehen Sie die Frage mit ein: M?chte ich Karriere machen oder fragw?rdige Bekanntschaften? Das ist Imageaufbau. Das macht erst einmal ein wenig M?he, aber das lohnt sich wirklich.

Wer Zahnschmerzen hat, vermittelt keinen gl?cklichen Eindruck. K?rperliche Gesundheit ist ein wesentlicher Plusfaktor im Run um den Erfolg. Wer seinen K?rper pflegt, vergisst in der Regel die Seele auch nicht ganz ? wir sind in jeder Hinsicht am besten, wenn wir gut gelaunt und frohen Mutes sind. Daf?r kann man eine Menge selbst tun, wenn man sich klar macht, dass weder unser Partner noch Kinder oder Kollegen daf?r zust?ndig sind, uns mit unserer t?glichen Ration Gl?ck zu versorgen.

Farben sind vollkommen untersch?tzte Botschafter. Farben k?nnen erfreuen, anregen, w?tend machen, krank aussehen lassen. Man sollte also wissen, welche Farben gut zu einem passen und danach einkaufen. Das bedeutet: Farbanalyse und dann ran an den Kleiderschrank. Wie viele Fundst?cke h?ngen dort, die nicht zu unserem Typ passen (von der Gr??e abgesehen, in die wir vor 20 Jahren reinkamen)! Wer seine pers?nlichen Topfarben kennt, braucht weniger Kleider, denn er kauft keine falschen Teile ein und kann besser kombinieren.

Dress-Codes: Extrem untersch?tzt. Kluge Leuten laufen niemals schlampig herum oder m?ssen den ganzen Tag am Rock zippeln, damit er exakt ?ber der Laufmasche liegt, die man morgens in der Hektik gezogen hat. Gentlemen pr?sentieren im B?ro keine Stachelwaden, weil sie nicht in wei?en (!) Tennissocken zum Dienst joggen. Wer meint, eine goldene Uhr m?sse am Arm baumeln, sollte ?ber deren Gr??e und Design nachdenken, ehe man ihn in eine falsche Schublade steckt. Sie stellen sich aufgrund Ihrer Kurzsichtigkeit gern nah an Ihre Gespr?chspartner? B?ser Fehler, wenn Sie den Mindestabstand unterschreiten ? Ihnen wird man nie mehr "nahe kommen". Wer geht vor wem auf der Treppe, darf man Kaugummi kauen oder gar rauchen? Wer solche Dinge wei?, hat genug Zeit, um ?ber die wirklich wichtigen Sachen nachzudenken, denn er kann seine Energien sinnvoll einsetzen. F?r die Karriere n?mlich oder f?r ein intensives Gespr?ch mit dem Partner, weil er nicht ?berlegen muss, ob er das Grillh?hnchen etwa mit der Hand essen darf. Gutes Benehmen bedeutet keine roboterhaften Marionettenmenschen. Jeder macht Fehler. Man muss nur wissen, wie man es wieder hinbiegt!

Dagmar P. Heinkes Buch hat eine lebenspraktische Systematik. Nach einer Einf?hrung in die Pers?nlichkeitsbildung wird erkl?rt, was Image bedeutet und wie es aufgebaut wird. Die n?chsten Themen sind Styling und Verhalten, also das gro?e Feld von Kleidung und Benehmen. Und warum das alles? Ganz einfach. Wenn Sie das erste Mal irgendwo erscheinen, werden Sie in Sekundenbruchteilen eingesch?tzt und vorsortiert, da k?nnen Sie fachliche Referenzen haben, soviel Sie wollen. Was z?hlt, ist der erste Blick, der erste H?ndedruck und das erste Mal Ihre Stimme zu h?ren. Und Sie d?rfen eines niemals untersch?tzen: Wir merken sofort, ob jemand ein dressiertes ?ffchen ist oder Routinier. Uns fallen auch gleich Diskrepanzen auf zwischen Sein und Schein, selbst wenn wir oft genug l?nger brauchen, um herauszufinden, weshalb wir ein ungutes Gef?hl hatten.

Heinkes Buch hilft allen ein gro?es St?ck weiter, die sich mit dem Thema Image grundlegend befassen m?chten. Damit das alles keine graue Theorie bleibt, befindet sich im Anhang eine kleine praktische Lebenshilfe: Ein F?nf-Wochen-Plan. In dieser Zeit kann man eine grundlegende Wendung des Lebens einleiten. Arztbesuch, Vorschl?ge, Tage zum Nachdenken, zur Analyse, wichtige Dates wie die Belohnung f?r all die M?hen sind erste Ma?nahmen auf dem Weg zu einem eigenen Image. Warum sollten ausgerechnet Sie die Chance vergeuden, nichts aus sich zu machen? Lernen Sie sich kennen ? von Ihrer besten Seite. Und die verkaufen Sie hinterher auch. Dann wissen Sie n?mlich, wie das geht. Und es w?re doch dumm, wenn ausgerechnet Sie gern erfolglos bleiben wollen, oder?

csc
05.05.2002

 
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Das Buch:

Dagmar P. Heinke: Nicht nur Kleider machen Leute. Auftreten - Styling - Körpersprache

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Zürich: Orell Füssli 2002
187 S., € 24,00
ISBN: 3-280-02695-4

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