Ratgeber
Psychotherapie als Geburtshilfe für die Gedanken des Patienten
Etwa 30 Berufsjahre, 65.000 Therapiestunden und ungefähr 700 Patienten: Diese bemerkenswerten Fakten aus dem Leben eines Psychotherapeuten bilden die Basis dieses Buchs.
Der Autor unterbreitet zahlreiche Vorschläge und zeigt detailliert, worauf zu achten ist, damit Therapiegespräche auch wirklich gelingen: Vor dem Therapeuten sitzt ein Mensch mit der besonderen Geschichte, die er erzählt. Sie besteht aus traurigen und schönen Kapiteln, aus Siegen und Niederlagen, manchmal auch aus langen Phasen der Rat-, Orientierungs- und Bewegungslosigkeit. Darauf kann und muss der Therapeut eingehen, um der geschilderten Geschichte eine neue, vielleicht sogar eine glückliche Wendung zu geben. Das Buch beschreibt klar, ausführlich und einleuchtend, wie dies geschehen kann und wie ein Therapeut trotz seiner scheinbar passiven Rolle durch die Art seiner Gesprächsführung diesen Prozess seelischer Veränderung fördern und gestalten kann.
Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Sprache, die der Therapeut zur Gestaltung der Sitzungen und damit des Therapiegeschehens benutzt. Eindrucksvoll wird dargelegt, dass ein bestimmter Sprachstil und die in diesem Sprachstil zum Ausdruck kommende Haltung des Therapeuten es dem Patienten leichter machen, sich in den Gesprächen zu öffnen und dabei Ansatzpunkte zur Lösung seiner Probleme zu entdecken. Anhand vieler Beispiele wird verdeutlicht, wie dieser Sprachstil wirkt und gefördert werden kann, damit Therapiegespräche zugleich einfacher, schöner und erfolgreicher werden.
Dieses Buch wendet sich nicht nur an noch berufstätige oder zukünftige Therapeuten, um ihnen Anregungen und Erfahrungen weiterzugeben, sondern will auch Leser mit Interesse an einer eigenen Psychotherapie oder der Reflexion ihrer Therapieerfahrungen ansprechen: Indem es Einblicke in die Gedanken und den Hintergrund der Vorgehensweise eines Therapeuten erlaubt, will es Ängste vor einer Psychotherapie abbauen und neugierig auf diesen Weg seelischer Weiterentwicklung machen.
Andreas Berger
25.05.2020