Autobiographie

Von der Mutter immer gekränkt - und doch ein ganzes Leben für sie da

Eine Frau nimmt die Nachricht vom Tod ihrer schwerkranken Mutter entgegen, um die sie sich jahrelang aufopferungsvoll gekümmert hat. Sie bedauert, ihr in der letzten Stunde nicht beigestanden zu haben. Bei der Trauerfeier schweifen ihre Gedanken zurück: Ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird Zinka Hörning, deren Namen in "Für ein Schwein verkauft" übrigens nie genannt wird, im heutigen Slowenien geboren. Der schwächliche Säugling überlebt nur knapp.  

Als ältestes Kind - mittlerweile ist die Familie auf fünf Personen angewachsen - leidet Zinka unter den unerträglichen Schikanen ihrer Mutter. Sie sucht einen Ausweg, indem sie gerne Märchen, besonders mit der bösen Stiefmutter, liest und in einer eigenen Welt lebt. 1959 geht es nach Deutschland. Die Kinder müssen erst Deutsch lernen. Nachdem auch diese Hürde genommen ist, kann die Autorin trotz anfänglichen Widerstands der Mutter die Handelsschule besuchen.

Während dieser Zeit verliebt sie sich in ihren künftigen Mann, der aber noch anderweitig verlobt ist. Sie entwickelt ungeahnte Glücksgefühle als Ehefrau und Mutter, ganz im Gegensatz zu ihrer eigenen Mutter. Der Ehemann übt unterschiedliche Berufe aus, bei denen auch die Ehefrau aushelfen muss. Nebenbei startet sie noch eine erfolgreiche Modelkarriere. Ihre beiden Kinder gehen nach anfänglichen Schwierigkeiten ihren Weg. Unter dem Tod des geliebten Vaters leidet auch der Gesundheitszustand der Mutter. Dabei erfährt Zinka vieles über das Eheleben und den Auslöser für das schlimme Verhalten der Mutter ihr gegenüber. 

Zudem hintergeht ihr Bruder die Mutter finanziell. Nach einem beruflichen und gesundheitlichen Rückschlag ihres Mannes meistert Zinkan auch diese Situation. Doch auf finanzielle Hilfe ihrer Mutter kann sie nicht hoffen. In diesem Zusammenhang fällt auch der Satz der Mutter, der dem Buch den Titel gibt: "Hätte ich dich doch damals (direkt nach dem Krieg) für ein Schwein verkauft." Zu allem Unglück muss sie sich schließlich allein um ihre mittlerweile demente Mutter kümmern. Ihre Geschwister lassen sie schmählich im Stich, und sie ist auf sich allein gestellt.  

Zinka Hörning verzichtet in ihrem Buch "Für ein Schwein verkauft" fast gänzlich auf wörtliche Reden, sondern lässt den Leser stets an ihren Gedanken in der Ich-Form teilhaben. Ihr Ziel ist immer, ganz anders zu werden als ihre Mutter. Was sie letztlich auch schafft und entsprechend zum Ausdruck bringt. Ihr Leben ist von zahlreichen Veränderungen geprägt, denen sie jeweils ein Kapitel widmet. Jedoch hat es den Anschein, dass sie die Handlungsweisen der anderen Menschen aus ihrem Umfeld immer zu verstehen versucht, auch wenn es zu ihrem Nachteil ist. Sie hätte sich sicher etwas mehr gegen die zahlreichen Ungerechtigkeiten ihr gegenüber wehren können. Aber am Ende hat sich für sie ihr Einsatz gelohnt. Denn sie ist erfüllt vom Dank für die Kraft, die sie die ganzen Jahre getragen hat.

Andreas Berger
04.03.2013

 

Lesung im Deutschen Literaturfernsehen:

http://autoren-tv.de/vorschaltseiten/hoerning_intro.html

 
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Das Buch:

Zinka Hörning: Für ein Schwein verkauft. Misshandlungen statt Liebe

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2013
153 S., € 13,80
ISBN: 978-3-8372-1204-4

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