Autobiographie

Zwischen den Welten

Denken wir an den Dschungel, denken wir an wilde Tiere, große Bäume, ferne Welten, Lianen, vielleicht noch an Tarzan und Jane. Dass man aber im Urwald - fernab von jeglicher Zivilisation - eine glückliche Kindheit verleben kann, ist für uns nur schwer vorstellbar.

Sabine Kuegler ist genau das widerfahren. Geboren 1972 in Nepal, kommt sie mit fünf Jahren in den Dschungel von Westpapua, wo ihre Eltern - deutsche Sprachwissenschaftler und Missionare - einen neuen Wirkungskreis beim Stamm der Fayu gefunden haben. Zusammen mit ihrer Familie verbringt sie dort ihre Kindheit und Jugend fernab der Zivilisation. Mit 17 Jahren kehrt Sabine Kuegler nach Europa in ein Internat zurück und erlebt einen Kulturschock der ganz besonderen Art. In ihrem bereits dritten autobiografischen Roman "Jägerin und Gejagte" spricht die Autorin nun zum ersten Mal ganz offen über die ersten Jahre in der Fremde und erzählt von ihrer mitreißenden Geschichte à la "Lost in Translation".

Eine andere Welt offenbart sich hier für sie. Kulturen prallen aufeinander. Ein Schock für die junge Frau. In dieser kalten, so genannten zivilisierten Welt, die ihr aber so viel rauer erscheint als alles, was sie bei den Fayu-Indianern, einem der letzten Kannibalen-Stämme, erlebt hat, droht sie zu zerbrechen. Die Härte der westlichen Gesellschaft wird für sie zur fast unüberbrückbaren Hürde. Was bei den Fayu wichtig war - die Familie, die psychische Gesundheit, der Stamm, Freundschaften - das erlebt sie im "Westen" als verstörend und verletzend. Gepeinigt von den vielen schmerzlichen Erfahrungen, die sie macht, wird sie immer lebensmüder. Zwar findet sie die Liebe, doch mit ihr auch die Schattenseiten zwischenmenschlicher Beziehungen. Das Wort "Hass" war für Sabine Kuegler bis dato ebenso unbekannt wie das dazugehörige Gefühl.

"Jägerin und Gejagte" ist ein ehrliches, persönliches Bekenntnis mit dem die Autorin ihren Schmerz förmlich von der Seele schreibt, ihre Erlebnisse versucht zu verarbeiten und einen neuen Weg zu beschreiten. Das Buch erzählt die beeindruckende Geschichte einer starken Frau, die lernt, sich in der westlichen Kultur zurechtzufinden, zuvor allerdings die Abgründe der modernen Welt kennen lernt und psychische Wunden erleidet. Nachdem sie gejagt durch sämtliche Tiefen des Lebens vom Verlust der eigenen Kinder bis zum Aufenthalt in der Psychiatrie gegangen ist, wird sie selbst zur Jägerin und passt sich ihrer Umwelt an.

Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Dschungelkind", ihrem ersten Buch, ist ein ebenso kurzweiliges Lesevergnügen von der starken Frau mit dem bewegenden Schicksal. Mittlerweile hat die Autorin Sabine Kuegler durch ihre mitreißende Lebensgeschichte viele Leser begeistert. "Dschungelkind" und "Ruf des Dschungels" erreichten eine deutsche Gesamtauflage von 1,2 Millionen Exemplaren. Ihr Debüt "Dschungelkind" wird derzeit sogar verfilmt und kommt voraussichtlich noch in diesem Jahr in die Kinos.

Mareike Palmy
11.01.2010

 
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Das Buch:

Sabine Kuegler: Jägerin und Gejagte

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München: Droemer Verlag 2009
272 S., € 19,95
ISBN: 978-3-426-27494-1

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