Autobiographie

Bissig, charmant und geistreich: Ein Leben zwischen britischer Upper Class und "Hollywood'schem" Glamour

Mit Hollywoodfilmen wie "Die Hochzeit meines besten Freundes" oder "Ein Freund zum Verlieben" an der Seite von Julia Roberts und Madonna wurde Rupert Everett berühmt, doch sein Schaffen als Autor ist hierzulande noch wenig bekannt. In den Neunziger Jahren schrieb er zwei Romane ("Hello Darling, Are You Working" und "The Hairdresser of St. Tropez") und vor drei Jahren erschien seine Autobiographie auf dem englischsprachigen Markt. Das als köstlich indiskret gelobte Buch über Everetts Erfahrungen im Showbiz ist nun unter dem Titel "Rote Teppiche und andere Bananenschalen" auch auf dem deutschen Markt erschienen.

Everetts Familie entstammt der britischen Oberschicht, seine Kindheit erfüllt in vielerlei Hinsicht das Klischee: Der Vater ist Offizier, Rupert und sein Bruder haben eine gutaussehende Nanny, besuchen später strenge katholische Internate und müssen an gesellschaftlichen Pflichtveranstaltungen wie Jagd und Dinnerpartys teilnehmen. Mit sechs Jahren wird Everett von der Magie der Film- und Schauspielwelt gefangen genommen, als er zum ersten Mal "Mary Poppins" im Kino sieht. Erst zehn Jahre später kann er sich den Traum vom Schauspielleben erfüllen: Er flüchtet ins London der Siebziger Jahre und geht dort zur Schauspielschule. Mitte der Achtziger Jahre wird das Schwulen-Drama "Another Country" zu einem der Meilensteine in seinem Leben.

Als bekennender Homosexueller bekommt Everett die Homophobie Hollywoods zu spüren. Erst in den späten Neunziger Jahren gelingt ihm als homosexueller Freund von Julia Roberts der Hollywood-Durchbruch mit "Die Hochzeit meines besten Freundes". Die Angebote, einen Hetero-Mann zu spielen, sind für Everett nicht breit gesät. So ist es nicht verwunderlich, dass ihm sein zweiter Hollywood-Erfolg an der Seite von Madonna wieder eine Rolle als bester schwuler Freund beschert.

Was seine schauspielerischen Leistungen betrifft, ist Everett keineswegs unkritisch sich selbst gegenüber. Er bezeichnet mitunter seine Leistungen als mittelmäßig und hölzern. Auch seine oft ernüchternden Beschreibungen der vereinsamten, von Krankheiten und Drogenexzessen zerfressenen Welt der Hollywood-Stars sollen nichts beschönigen. Neben all dem Spaß, den er selbst offensichtlich in seinem Leben als Schauspieler und Privatmensch hatte, will er deutlich betonen, dass gerade in diesem sehr oberflächlichen Leben die Schattenseiten, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben, häufig überwiegen.

Bei einer Anzahlungssumme von einer Million Pfund, die ihm seine englischen Verleger gewährten, ist es nicht verwunderlich, dass das Manuskript auch einige skandalträchtige Geschichten enthalten musste. Nicht nur seine eigenen Exzesse und die Affären mit Frauen wie Paula Yates oder Susan Sarandon, sondern auch Anekdoten über Kolleginnen wie Julia Roberts, Madonna oder Sharon Stone kommen in Everetts Buch nicht zu kurz.

Everetts Autobiographie überrascht und überzeugt auf zweierlei Ebenen: Erstens beweist der Schauspieler, der auch schon für "Vanity Fair" geschrieben hat, auf sprachlicher Ebene, dass er mehr kann als nur eine schlichte Lebensbeschreibung zu erstellen. Zweitens ist seine herrlich unprätentiöse Art der Darstellung eine willkommene Abwechslung zu dem Hollywood-Geplänkel, das man als Leser zunächst erwartet. Es beschleicht einen der Eindruck, dass Everett einen gewissen Abstand zu der Welt des Jetsets gewonnen und mit genau diesem Abstand den perfekten Ausgangspunkt für eine glaubwürdige Beschreibung dieser Welt gefunden hat.

Sabine Mahnel
23.11.2009

 
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Das Buch:

Rupert Everett: Rote Teppiche und andere Bananenschalen. Aus dem Englischen von Teja Schwaner

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Berlin: Gustav Kiepenheuer Verlag 2009
492 S., € 18,95
ISBN: 978-3-378-00694-2

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