Medien & Gesellschaft
Gesellschaftskritik mal anders
Alle Jahre wieder erscheint das "Schwarzbuch" vom Bund der Steuerzahler. Wer sich während der Lektüre auch noch richtig amüsieren möchte - und endlich mal wieder aus vollem Halse lachen -, sollte unbedingt zu "Totalschaden" von Bruno Jonas greifen. Hier dreht sich alles um die neuesten Unfälle aus Politik, Gesellschaft und Kultur. Der Flughafen in Berlin, die EU, die Staatsfinanzierung, die Asylpolitik, der Länderfinanzausgleich, die deutsche Sozialdemokratie, die CSU und die CDU, das deutsche Parteienwesen: Sie alle interpretieren das Prinzip Schadenserweiterung neu. Und Jonas wagt es, genau darüber zu schreiben. Er nimmt kein Blatt vor dem Mund und löst neben so manchem Nicken auch regelrechte Lachsalven beim Leser aus.
Bruno Jonas geht einen Schritt: Er ist ein scharfer, unbestechlicher Beobachter des Zeitgeistes. Und sein Buch "Totalschaden" ist ein intellektueller Genuss. Jonas siedelt sich weit ab von links oder rechts an. Er besieht die Lage, ganz einfach, bei klarer Luft, hellem Licht und klarem Verstand. So nimmt er beispielsweise grandios einen Soziologieprofessor aus München auf die Sprach-Schippe. Unsere Politiker kriegen in den gut 300 Buchseiten ebenso ihr Fett weg wie Stars und Sternchen aus der "glamourösen" Promiwelt oder der Nachbar von nebenan. Kein Wunder, dass es während der Lektüre kein Halten mehr gibt. Wer nicht innerhalb weniger Sätze in große Lesebegeisterung verfällt, dem ist echt nicht mehr zu helfen.
Wenn er sich den aktuellen politischen Debatten widmet, kommt es Bruno Jonas manchmal so vor, als würden wir gerne mit Vollgas und voller Absicht vor die Wand fahren. Der Totalschaden als Endziel und zum eigenen Vorteil, das zeigt sich in vielen politischen Possen und der Albernheit mancher öffentlichen Diskussion. Egal, ob es um politische Sprachschäden einer Flintenfrauke geht, die Irrwege des Länderfinanzausgleichs oder rhetorische Ausfälle des Innenministers - ungnädig und amüsant widmet sich Jonas den kleinen Freuden des Politikbetriebs und des gesellschaftlichen kollektiven Wahnsinns zwischen Welcome-Angela und bayerischem Grenz-Horst. Und das auch noch pointiert, treffend und sehr, sehr lustig.
Unnützes Wissen? "Totalschaden" gehört definitiv nicht in diese Kategorie. Bruno Jonas versteht es, seine Leser aufs Amüsanteste zu unterhalten. Er sorgt für Lesespaß weit fernab jeglicher Langeweile. Wahrlich ein Kunststück! Ohne den deutschen Kabarettisten und Autoren sähe die Sachbuchabteilung um einiges trostloser aus.
Susann Fleischer
14.11.2016