Medien & Gesellschaft

Ein Trostpflaster für Patienten

"Alles geht vorbei!" von Annelotte Häcker erscheint 2015 im Frankfurter Literaturverlag. "Beobachtungen und Gedanken einer Patientin", so ließe sich der autobiografische Erfahrungsbericht mit teils auch lyrischen Parts im Untertitel benennen.

Die Autorin selbst kann auf mehrere Krankenhausaufenthalte zurückblicken. Sie weiß, was es heißt, auf Gehhilfen angewiesen zu sein, kennt das Gefühl, im Rollstuhl zu sitzen.

Wie sehr der Patient, dem an seiner Heilung gelegen ist, im routinierten Massenbetrieb einer Klinik unterzugehen droht, wie sehr er um seine Genesung bangt, ist ein weitbekannter Missstand. Häcker führt ihn dem Leser vor Augen, indem sie ihn den Alltag eines typischen Krankenhausaufenthaltes miterleben lässt: Aufnahme, Zimmerbelegung, Untersuchungen und Therapien; Ärzteschaft, Pflegepersonal, Küche, Raumpflege und Besucher.

Wie wird man fertig mit dieser Welt des Krankenhauses?

Häckers Methode der Bewältigung: Es kommt auf die richtige Sichtweise an. Die Autorin kehrt die Warte ihrer Perspektive als Patientin um, versucht, die Sachverhalte und Gegebenheiten in ein positives Licht zu rücken. Die Erfahrungen, die sie dabei macht, will sie an andere Patienten weitergeben.

Annelotte Häckers Lösungsvorschlag: "Geduld, Geduld, Geduld!" Hoffnung auf baldige Gesundung und Vorfreude auf Rehabilitation. Übergeordnete Maxime: "Alles geht vorbei!" Mut will die Autorin machen, legt vor allem aber Wert auf Verständnis für das oft nur allzu Menschliche im Verhalten aller Beteiligten.

Den Inhalt ihres kleinen Werkes hat die Autorin auch formal abgestimmt: Beobachtungen packt die Patientin in ihren Erlebnisbericht, Gedanken verarbeitet sie in lyrischen Texteinlagen.

Auch wenn sich Häcker Luft macht, darüber, was man auf sich nehmen muss, nur weil man krank ist und gesund werden möchte, bleibt ihre Sprache stets freundlich und besonnen, ohne je überzogen anzumuten oder aggressiv an die brisante Thematik heranzugehen. Allenfalls ein sympathisches Quäntchen Humor scheint bisweilen durch.

Es ist ein auf allen Textebenen auffallend durchkonzipierter Text, den die Autorin vorlegt – ein Umstand, der über das reine Interesse an der Thematik hinaus den Leser für sich gewinnt.

Annelotte Häcker hat ihre ganz eigene Art, das Thema Patientenangst im Krankenhausbetrieb anzugehen, literarisch umgesetzt: Sie erzählt, reflektiert, statt mit sachlichen Fakten Beweis zu führen und anzuprangern. Vorwürfe werden von ihr relativiert: Es menschelt eben auch im Krankenhaus!

Annelore Häcker ist eine Autorin, bei der man den persönlichen Kontakt zum Leser in jeder Zeile spürt. Eine Autorin, die man spontan lieb gewinnt und die umgekehrt den Leser sowieso bereits in ihr Herz geschlossen hat. Gerade deshalb ist das Thema des Buches bei ihr besonders gut aufgehoben.

Hugo Meyer
28.09.2015

 
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Das Buch:

Annelotte Häcker: Alles geht vorbei! Ein Trostpflaster für Patienten

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Frankfurt: Frankfurter Literaturverlag 2015
45 S., € 9,8
ISBN-13: 9783837216899

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