Medien & Gesellschaft
Fußball , fünf Freunde und Gott
Fünf junge Burschen mit den unterschiedlichsten Biografien haben sich durch gemeinsame Ziele im Fußballsport zu einer echten Freundschaft zusammengefunden.
Sie stammen aus verschiedenen Kulturkreisen. Der Mittelstürmer, Mohamed, er ist ein Türke und Islamist. Er absolviert eine Schreinerlehre.
Der Rechtsaußen, Benjamin, ist ein sehr geselliger Bursche und hat immer einen flotten Spruch auf der Lippe. Er ist Jude und will nach seinem Abitur studieren.
Der Mittelläufer, Stefan, ist Christ. Seine Eltern sind fromm und leben streng nach den christlichen Regeln. Stefan geht (muss) sonntags regelmäßig in die Kirche.
Der linke Verteidiger, Peter, macht demnächst sein Abitur. Um das Arbeits- bzw. Berufsleben erst einmal in der Praxis kennenzulernen, will er zunächst eine Lehre absolvieren. Peter ist bis heute noch nicht getauft, da seine Eltern nichts von Religion halten.
Der Torwart, Max, als fünfter Leistungsträger der Mannschaft, ist in einer ähnlichen Situation. Er ist zwar getauft, interessiert sich aber nicht für Kirche und Glauben. Sein Interesse gilt der Psychologie. Das will er später auch einmal studieren.
Der auktoriale Erzähler stellt nach und nach diese 5 Protagonisten mit ihren Stärken und Schwächen vor.
Es wird vereinbart, dass jeder im Laufe der nächsten Monate einen Vortrag über seine eigene Religion hält. Die Unreligiösen, Peter und Max, halten Vorträge mit anderen Themen. Peter, der Atheist, soll das Ganze moderieren. Der erste Vortragende, der religionslose Max, berichtet über die Entstehung des Menschen, des Homo sapiens mit allen seinen Vorläufern. Der zweite, Peter, erzählt, wie Religionen entstanden sind: Grundvoraussetzung für das Entstehen von Glauben und Religionen bei den Menschen war die Entwicklung des Bewusstseins und der Selbstwahrnehmung.
Mit ihrem ausgeprägten Bewusstsein und verbesserter Denk- und Kombinationsfähigkeit brachten die Menschen vor Tausenden von Jahren typische Religionsmerkmale wie Kulte und Rituale hervor. Viele Regeln und Verbote sollten dabei helfen, den Göttern Unterwerfung zu zeigen und sie ja nicht zu erzürnen. Hinzu kamen Strafen für diejenigen, die gegen solche Mächte lästerten. So wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gute den Religionen zugeschrieben und gleichzeitig als hervorragendes Druckmittel für die Umsetzung der Regeln eingesetzt: Wer verstößt, landet nach seinem Tod für immer beim Satan.
Benjamin referiert über das Judentum: Nach unserem Glauben erwählte Gott die Juden als Volk, das seinen Willen allen anderen Völkern mitteilen und vorbildlich vorleben sollte. Eines der wichtigsten göttlichen Gebote fordert von den Juden, jedem Menschen gegenüber praktische Nächstenliebe zu leben. (Wenn man den aktuellen Krieg gegen die Palästinenser betrachtet, bezweifelt man diese Maxime!) Leider gab es in puncto jüdischer Religion nie Kompromisse. Die strengen Regeln der Religion haben nach wie vor ihre volle Gültigkeit. Das Judentum hat sich deshalb auch nie zu einer großen Religion wie das Christentum oder der Islam entwickelt.
Stefan erzählt vom Christentum, über das die meisten Leser wohl informiert sein dürften. Nachdem alle ihren Vortrag gehalten haben, kommt es nach weiteren 4 Wochen zu einer abschließenden Diskussion. Dabei sind sich die Diskussionspartner einig, dass bei den Religionen vieles unbewiesen und zweifelhaft ist, vor allem die Existenz Abrahams als Stammvater aller 3 abrahamitischen Religionen. Die Anfangsgeschichte mit Gott und Abraham, die alle drei Religionen bejahen, ist wegen der Nichtbeweisbarkeit und wegen großer Zweifel als Fiktion zu bewerten.
Die Religionen haben auch ihre guten Seiten, nämlich die ethischen. Sie geben uns Lebensregeln, die oftmals sinnvoll sind. Als sehr negativ wird empfunden: Religion als Machtfaktor, zahlreiche Kriege im Namen der Religion.
Persönlich bedauert wird von den Diskussionsteilnehmern, dass das Thema Religion in vielen Bereichen, z. B. bei den Eltern, tabu ist. Man kann es nicht richtig mit ihnen diskutieren. Zudem wird beklagt, dass die Religionen in unserer modernen Zeit nicht reformiert wurden. Darin wird auch die Hauptursache für die immer schlechter besuchten Gottesdienste gesehen.
Die Gedankengänge von Jugendlichen, der lockere Umgang mit der eigenen Tradition, die modernen Kommunikationsformen, der relative Wohlstand und die Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen setzen ältere Bürger immer wieder in Erstaunen. Diese jungen Menschen könnten große und notwendige gesellschaftliche Veränderungen einleiten, wenn sie es nur wollten. Leider verlangt heute der Alltag (Schule, Beruf, Familie, Weiterbildung u. v. a. m.) von den jungen Menschen ihren vollen Einsatz, sodass notwendige Veränderungen nur selten angegangen werden.
Wenn die Menschheit nach den heiligen Schriften leben würde, dann hätten wir eine andere Weltordnung mit mehr Frieden. Das soziale Gefälle auf unserer Erde wäre jedenfalls nicht so groß, wie es heute ist.
Als weiteres Ergebnis der Diskussionen wurde festgestellt, dass die Initiatoren der Religionen ganz normale Menschen waren, und zwar ohne Gottesauftrag, denn Gott gab es nicht. Daraus folgt, dass die Bücher der drei Religionen durch Geschichten und Erzählungen von Menschen entstanden sind. Sie beinhalten nicht das Wort Gottes. Gott, der mit Abraham in unser Leben trat, ist eine Fiktion. Das bedeutet, dass auch alle Bücher in den Religionen Werke von Menschen sind. Die Geschichten über verlangte Gottgläubigkeit, alle Regeln und Verbote sind von klugen und kreativen Menschen erfunden worden.
Fazit der Religionsgespräche: Die Menschheit müsste den Mut haben, eine einheitliche "Neue Religion" (Weltreligion) zu entwickeln, die diese drei Religionen vereinigt. Dann gäbe es keine Religionskriege mehr!
Ein solches Ziel anzugehen ist nach realistischer Beurteilung äußerst schwierig, da es hier auch um Macht geht. Die Emotionen würden es unmöglich machen, zu einem gemeinsamen einvernehmlichen Ergebnis zu kommen. Deshalb müsste ein sogenannter „Ethikrat", der mit anerkannten internationalen Persönlichkeiten besetzt sein müsste, diese Diskussion in Gang setzen, sie überwachen und gegebenenfalls auch moderieren. Dieser „Ethikrat" müsste auch mit dem Recht ausgestattet sein, die letzte Entscheidung für alle verbindlich zu treffen. Wenn das gelänge, dann wäre das ein weiteres Weltwunder!!
Schrittweise müssten sie dann in der "Neuen Religion" Gott in den Hintergrund wandern lassen und die Natur als unsere Schöpfungsgeschichte anerkennen. Wir sind Geschöpfe der Natur und die Natur beeinflusst unser Leben. Störungen durch den Menschen sollten inhaltlich durch die "Neue Religion" vermieden werden. Und wenn bei solch gravierenden Änderungen, die in eine neue und konfliktärmere, religiöse und politische Zukunft führen würde, unbedingt "Gott" dabei bleiben sollte, dann könnte die immer wieder neu gebärende Natur diesen Namen "Gott" erhalten. Gott ist die Natur! Diese neue Ausrichtung könnten mit Sicherheit kluge Leute argumentativ umsetzen.
Die Sprache des Autors ist leicht verständlich, unaufdringlich und überaus sachlich. Alfred Löb versteht es ausgezeichnet, die charakteristischen Merkmale der 3 Hauptreligionen (Judentum, Christentum und Islam) prägnant darzustellen und miteinander zu vergleichen. Er entpuppt sich als ein Pädagoge par excellence! Dieses wichtige Buch ist ein M u s s für jeden Gläubigen und Nichtgläubigen!
Manfred Enderle
08.12.2014