Medien & Gesellschaft

Kein Krawall

Das ist doch mal was! "Kunst interessiert doch keine Sau..." ist der Titel einer Publikation, die manchem in den Kram passen wird. Vor allem, wenn einem partout nicht passt, was da alles, in den Museen drapiert, zum erkl?rten, vielberedeten Kunstgegenstand wird. Ephraim Kishon, der vielgelesene Humorist aus Israel, tats mit einem Wort ab: Scharlanterie! Eine feine Maulschelle von einem feinen Herrn, der ein Kunstsammler war. Keines der 20 Kunst-Werke, die in dem Buch aus dem Belser-Verlag zu besichtigen sind, w?re dem Kishon ins Haus gekommen.

Was also will die Autorin Sandra Danicke? Will sie provozieren? Sich zur Sprecherin der Massen machen, die keine zehn Pferde ins Museum kriegen? Will sie den Scharlatanen mal ordentlich auf die Pfoten klopfen? Will sie ihren ganzen Frust loswerden, der beim Betrachten der modernen Kunst hochkam? Welches Sendungsbewusstsein trieb die Frau, mit einem derart provokanten Titel aufzutreten? Frau Danicke dr?ckt sich. Sie ist keine Provokateurin. Keine Kritikerin, die einen Krawall in der Kunst-Szene inszeniert. Sie ist eine Freundin der Kunst, die den Kunstsinn f?rdern will. Wohlbedacht stellte sie eine Sammlung von Kunst-Objekten zusammen, die sich bei denen l?ngst beliebt gemacht haben, die sich f?r Kunst interessieren oder zumindest so tun. Oder mitreden, weil die Kunst-Werke im Gerede sind. Also kommen die erwartungsvoll-neugierig gemachten Buchk?ufer nicht am unvermeidlichen Joseph Beuys und am hochgejubelten Damien Hirst vorbei, der noch nicht geboren war, als Yves Klein kurzes Leben bereits vor?ber. Wenn das nicht eine List der Autorin ist, so manche Sau f?r die Kunst zu interessieren!

Sandra Danicke hat nicht den Witz eines Kishon. Sie strengt sich an, leicht und locker ihre Kunstliebe denen zu verklickern, die sie f?r Kunst, vor allem Objekt-Kunst, interessieren m?chte. Das bedeutet, auf das strapazi?se Fachvokabular der Kunstwissenschaftler zu verzichten. Das bedeutet, vormundschaftliche Interpretationen zu unterlassen. Das bedeutet, Kunstwert und Kunstwirkung nicht festzulegen. Danicke macht sich Gedanken zur Wirkung der Werke auf  Jedermann. Sie erz?hlt Geschichten aus den Lebensgeschichten der K?nstler. Sie erz?hlt Geschichten die Unbekanntes ?ber die Entstehungsgeschichte der bestens abgebildeten Werke bekannt machen. Das ist der Trick der Autorin, Aufmerksamkeit zu wecken. Kein Gedanke also, die Leute zu vergraulen. "Kunst interessiert keine Sau..." ist dazu da, auf unkonventionelle Art zwar nicht die Massen, doch mehr und mehr Menschen dazu zu bringen, lockerer und leichter auf Kunst zu reagieren, die als moderne Kunst etikettiert ist. Auf die k?nnen wirklich originell und witzig am ehesten unbefangen Kinder reagieren. Sandra Danicke hat ihr Buch geschrieben, um befangenen Erwachsenen die Befangenheit zu nehmen.

Bernd Heimberger
11.04.2011

 
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Das Buch:

Sandra Danicke: Kunst interessiert keine Sau

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Stuttgart: Belser Verlag 2011
88 S., € 12,95
ISBN: 978-3-76302-571-8

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