Medien & Gesellschaft

Ein Jahr "Obama-Präsidentschaft" - eine erste Bilanz

Während der achtjährigen Präsidentschaft von George W. Bush distanzierte sich die Welt von den USA. Grund hierfür war Bushs Feldzug gegen den Irak, der weltweit für entsetztes Aufstöhnen sorgte. Seit jenem 20. März 2003 ist viel Zeit vergangen: Bush musste seine Koffer packen und Barack Obama zog in das Weiße Haus ein - mit im Gepäck ein frischer Wind. Waren die US-Amerikaner zuvor vom Rest der Welt abgeschnitten, so spielten sie sich spätestens 2009, mit Obamas Wahl zum ersten schwarzen Präsidenten der USA, wieder in unsere Herzen. Wie sehr, dass führt uns Thomas Kausch in "Dear Americans" vor, denn es ist so schön, sie wieder zurück zu haben.

Journalist Thomas Kausch ist geradezu prädestiniert, ein Buch über die Amerikaner zu schreiben. Aufgrund seiner einstigen Tätigkeit als Auslandsreporter kennt er sich bestens aus auf dem (welt-)politischen Parkett und während seines dreijährigen New-York-Aufenthalts lernte er die US-amerikanische Kultur aufs Genaueste kennen. Auch wenn er in die deutschen Gefilde zurückkehrte, die Amerikaner ließen Kausch nie los. Mit Barack Obama als mächtigsten Mann der Welt bietet sich für Kausch nun endlich wieder die Gelegenheit, seiner "Zweitheimat" einen neuerlichen Besuch abzustatten und den Einwohner auf den Zahn zu fühlen.

Kausch beginnt seine Rundreise in Washington, fährt anschließend nach Chicago und Dallas, um an der kalifornischen Küste (San Francisco, Santa Barbara und Los Angeles) zu enden - abgesehen vom Schlenker nach Palm Beach, Florida. Dabei trifft Kausch auf Taxifahrer, Ehepaare, Friseure, Professoren, Köche und allwissende Concierges, die ihm ihre Meinungen kundtun. In jedem Gespräch steht Barack Obama und seine Politik im Mittelpunkt des Interesses. Dabei erfährt man erstaunliches, denn nicht nur die Deutschen sind wieder gut Freund mit den Amerikanern. Auch die Amerikaner selbst blicken nun endlich wieder frohgemut und voller Tatendrang in ihre Zukunft. Beinahe jeder Befragter wird im Gespräch von einem Überschwang erfasst, der das "neue" Amerika allerorten spüren lässt. Die wenigen Andersdenkenden können diesen Enthusiasmus kaum trüben.

Thomas Kausch zeigt uns mit "Dear Americans", dass uns die Amerikaner weitaus mehr gefehlt haben als gedacht. Beim Lesen schleichen sich die Befragten in die Herzen der Rezipienten ein und stecken diese mit dem Enthusiasmus und Überschwang eines Neubeginns an. Dies liegt vornehmlich an dem Plauderton des Erzählers Kausch, der dem Leser so manchen Schmunzler entlockt und kurzweilige Abendstunden garantiert. Allerdings spart Kausch auch nicht mit (Selbst-)Ironie, die an manchen Stellen aufblitzt und den Leser so zum Nachdenken anregt. Politik und Unterhaltung in einem Paket - das ist "Dear Americans". Wenn alle politischen Sachbücher so wären, bräuchte man sich künftig keine Sorgen mehr um zu niedrige Wahlbeteiligungen machen. Kausch interessiert mit dem vorliegenden Buch für Politik und Gesellschaft, die uns alle angehen. Rundum gelungen ist "Dear Americans".

Susann Fleischer
08.03.2010

 
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Das Buch:

Thomas Kausch: Dear Americans. Schön, dass wir Euch wieder haben

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München: Knaur Taschenbuch Verlag 2010
240 S., € 8,95
ISBN: 978-3-426-78339-9

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