Biographie
Eine ausgezeichnete Unternehmerbiographie
1. Der Inhalt:
Die Biografie wird emotional und überraschend für den Leser eröffnet. Es ist der Tod der Frau von Bobby Dekeyser. Er befindet sich gerade auf Siargao, einer Insel im Archipel der Philippinen. Da beginnt der Prolog mit den folgenden Worten: "Der Anruf, der alles verändert, der so furchtbar sein soll und so entscheidend, der alles aus der Bahn wirft und nichts mehr so sein lässt, wie es einmal war, erreicht mich im Paradies." Seine Frau ist zu diesem Zeitpunkt beim Sport ohnmächtig geworden und hat das Bewusstsein verloren. Auf seinem sofortigen Rückweg nach Deutschland ereilt ihn dann die endgültige Meldung: "Sie ist tot".
Bobby Dekeyser möchte seine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die, wie er schreibt, voller Optimismus, Glaube und Mut ist. Sogleich soll es auf keinen Fall als ein Ratgeber verstanden werden, diese mag er weder, noch glaubt er solchen. So endet der Prolog auch mit den folgenden Worten: "Jeder Weg ist anders, es gibt keine Schilder, es gibt keinen Plan und keine Karte. Aber es lohnt sich, aufzubrechen." (S.14)
Das erste Kapitel beginnt mit der Schilderung einer Begegnung mit dem großen Fußballer Edison Arantes do Nascimento, besser bekannt als Pelé. Als Dekeyser zwölf Jahre alt ist, sucht gerade ein Brausehersteller ein paar Jugendliche für ein Fußballcamp in New York, wo sie Weltstars wie Pelé und Beckenbauer erwarten. Zuvor schildert der Erzähler seine Begeisterung für Fußball und seine wahnsinnige Trainingsdisziplin. Obwohl - oder gerade weil - er in chaotischen Familienverhältnissen aufgewachsen ist (der Erzähler war oft alleine mit seinen Schwestern) war er auf der Suche nach Ordnung.
Jedenfalls gehört der Erzähler nach einem Probetraining zu den auserwählten Elf. In New York angekommen, stellt Dekeyser Pelé irgendwann die entscheidende Frage: "Wie wird man der beste Fußballer der Welt?" Sein Idol antwortet darauf den entscheidenden Satz: "Folge einfach deinem Traum, dann kann alles passieren." (S.31)
Sehr bald nach seiner Rückkehr in Deutschland setzt Dekeyser die Worte Pelés in die Tat um und hört mit der Schule auf. Er geht zum 1. FC Kauserslautern (zu den "Roten Teufeln"). Dabei setzt sich die Trainingswut fort und wird noch intensiver: "Ich lief manchmal sogar mit Schneeschuhen durch den Wald, weil ich hoffte, das könnte meine Ausdauerwerte verbessern." (S. 33)
Doch leider wird Dekeyser bald zum Bund eingezogen und muss seinen geliebten Verein verlassen. Beim Bund selbst kommt er mit der herrischen und erniedrigenden Art seiner Vorgesetzten wenig zurecht. Er passt auch da wie in der Schule schlecht auf und beschert sich und seinen Kollegen dadurch harte Strafen. Diese muss er dann oft zum Ärger seiner Kollegen, die er reingeritten hatte, nicht mal selbst absitzen, da er auch hier "mit offizieller Erlaubnis" zu diesem Zeitpunkt Fußball spielen sollte. (S.42)
Nach seinem Bundeswehrdienst begegnet er mal wieder durch einen glücklichen Zufall Jean-Marie Pfaff, der 1986 einer der besten Torhüter, ein Weltstar, war. In der Hotellobby überredet Dekeyser den Weltstar unten in der Garage ein paar Tore zu schießen und sagt ihm, dieser würde kein einziges Tor treffen, da Dekeyser so gut sei. Nach dem anstrengenden "Spiel" ist Jean-Marie Pfaff überzeugt und der 19-jährige Dekeyser bekommt wenige Tage später einen Anruf von Uli Hoeneß, welcher ihn wiederum wenige Wochen später bei Bayern München unter Vertrag nimmt.
1986 beginnt für Dekeyser ein Jahr voller Erfolge. Seine Disziplin und das harte Training blieben unverändert. Die einzige Ausnahme bildet das Kennenlernen seiner späteren Frau Ann-Kathrin, in die er sich so sehr verliebt, dass er unerlaubt das Training schwänzt, um mit ihr einen Tag in Frankfurt zu verbringen und ihr sofort einen Antrag zu machen.
Da Dekeyser keine Chance darin sieht, an dem berühmten Torwart Pfaff vorbeizukommen, wechselt er nach der Saison zum 1. FC Nürnberg. Doch da läuft es nicht wie erwartet und Dekeyser wechselt wieder zu 1860 München. Dort läuft alles gut bis Dekeyser bei einem Auswärtsspiel in Memmingen einen Eckstoß mit dem Kopf verhindern will. "In meiner linken Gesichtshälfte war nichts mehr, wo es sein sollte: Jochbein zertrümmert, Augenbogen gebrochen, das Auge verschoben." (S.63) Im Krankenhaus erfährt er dann, dass sich sein Verein von ihm abgewandt hat. Dekeyser beschließt sofort, mit dem Fußball aufzuhören und eine Kariere als Unternehmer zu starten.
Dekeyser fängt an, mit seinem Schwager Skier zu verkaufen, die mit Gesichtern von Hollywoodstars, mit Kussmündern oder dem Logo von 1860 München besprüht waren. "Ich finde, dass Geld in Bewegung sein muss. Geld des Geldes willen zu vermehren, interessiert mich nicht. Warum sollte man das tun? Geld ist zum Ausgeben da, und nur wer bereit ist, das Geld laufen zu lassen, hat meiner Ansicht nach den Erfolg, dass es zu ihm zurückkehrt. Ein geiziger Unternehmer ist so inspirierend wie ein Musiker, der kein Instrument beherrscht." (S.73)
Es sollte sich bald zeigen, dass die Skier nichts "taugten" (S.76), aber es gab schon einen nächsten Plan: Dekeyser will Gartenmöbel entwickeln, die eine Gemütlichkeit wie im Wohnzimmer versprühen, aber bei Unwetter nicht in Sicherheit gebracht werden müssen. Diese sollten aus demselben Material wie die Henkel der Waschmittelboxen sein, die seine Familie seit Jahren herstellt.
Dafür zieht die Familie nach Cebu, einer Insel mitten im Archipel der Philippinen. Seine neuen Möbel bewirbt er bei der Sendung "Der Preis ist heiß" und den Kontakt dazu kann er herstellen, weil er weiß, dass der Moderator Harry Wijnvoord ein Fan von 1860 München ist.
"Zu einem Verkaufsschlager entwickelte sich neben den Bastgiraffen auch das Modell einer Zimmerpalme, mit Goldimitat überzogen, ästhetisch ein Hieb in den Magen. Einen Aquariumstisch, der vielversprechenden Absatz fand, nahm ich wieder aus dem Programm, weil nach kurzer Zeit viele Fische auf dem Rücken schwammen." (S.88)
Ein Arbeitstag mit 18 Stunden wurde zur Normalität und unzählige Messebesuche in Singapur, Hongkong und Bangkok ebenfalls. Das Geschäft musste am Leben gehalten werden und es lief dabei nicht sonderlich gut. Nachdem manchmal auf Messen die Preise bis zu 90 % gesenkt wurden und immer noch nichts gekauft wurde, bot er sie den Besuchern kostenlos an, um zumindest die Entsorgungskosten zu sparen. Doch plötzlich bestellt ein neu eröffnetes Resort auf den Bahamas 1000 Stühle und das Geschäft beginnt zu laufen.
Es sollten aber noch viele Rückschläge folgen. Z.B. versucht in Manila auf den Philippinen ein befreundetes Paar die ganze Firma an sich zu reißen, indem sie eine Nebenproduktion aufbaut, in der Firma nur ihre Familienmitglieder arbeiten lässt und die eigentlichen Eigentümer als bloße Kunden vorstellt. Doch letzten Endes stellte sich der Erfolg doch "wie eine Welle" ein und innerhalb von vier Jahren verzehnfachte sich die Mitarbeiterzahl in Cebu, während sich der Umsatz in jedem Jahr verdoppelte.
Mittlerweile unterstützt er ein Hilfsprojekt, das sich um Familien kümmert, die auf dem Müll leben müssen. Er selbst wohnt in der Schweiz und die Firma hat ihren Hauptsitz in Lüneburg. Er hat auch seine eigene Stiftung gegründet ("Dekeyser&Friends"), dabei geben erfahrene Persönlichkeiten ("Friends") ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Sicht der Dinge an fünfzehn Jugendliche und junge Erwachsene (Fellows) weiter. Dabei sollen diese (Fellows) einen Plan entwickeln, den sie in ihrer Heimat umsetzen. Fünf Millionen Euro gab er der Stiftung als Startkapital.
Doch wieder sollten schwere Zeiten aufkommen und die Wirtschaftskrise war eine solche Zeit. Die Manager der Firma rieten zu Entlassungen und Einsparungen. Lange zerbrach sich Dekeyser den Kopf, wie dies abzuwenden sei und es kam ihm die Idee, seine eigene Firma namens Dedon samt der Schulden wieder zurückzukaufen. Dies tat er dann auch mit einem erneuten Schuldenberg von vielen Millionen Euro. Und alles sollte wieder auf Start gesetzt werden. Er zieht mit seiner Familie nach Hamburg und beginnt wieder von neuem die Firma aus der Krise zu holen.
Dann ereilt ihn die Nachricht ihres Todes und es beginnt ein langer Leidensweg. "Ich versuche bis heute, den Schmerz in Dankbarkeit umzuwandeln, sie geliebt zu haben." (S.191) Letztlich zieht er mit seiner Familie nach New York, weil er die Erinnerungen an seine Frau in Hamburg nicht mehr ertragen kann. Mittlerweile ist er auch wieder mit einer Schauspielerin liiert. "Das Leben ist ein Blumenstrauß", so lautet mein Motto schon seit einiger Zeit. Immer wieder kommen neue "Blüten" hinzu, besondere Momente, besondere Menschen, die ich kennenlerne." (S. 207)
2. Qualifizierung
Es ist ein ungewöhnliches Buch, nicht nur weil es modern und ausgesprochen schön gestaltet ist und zum Blättern verführt. Sondern weil der Protagonist nach seinem besonders schönen und besonders schweren Leben die Frage nach "ewigen Werten" aufwirft und diese in Freundschaft, Loyalität, Lebensfreude und Lust am Abenteuer, in Respekt und Vertrauen findet. Bobby Dekeysers Credo ist, dass "jedes Ziel erreichbar sein kann, wenn man dafür kämpft und kreativ ist auf dem Weg".
Es erzählt hier einer authentisch sein Leben, so authentisch, dass die Seiten des Buches zu einer Membran werden, durch die wir die Stimme des Autors hören.
Eine der ausgezeichneten Unternehmerbiografien des Ankerherz-Verlags.
Dr. Prinz von Hohenzollern
13.10.2014