Biographie

Schillers Schwanken

Wie oft sagt J?rg Aufenanger seinen Lesern, da? Caroline von Lengefeld, verheiratete Beulwitz, ihren Mann nicht liebt? Weshalb liebt sie Beulwitz nicht? So recht klar wird?s der Autor nicht plausibel genug erkl?rt. Umso intensiver widmet er sich der innigen ? platonischen? ? Liebe zwischen Caroline und Friedrich Schiller, der schlie?lich nicht Caroline, sondern Charlotte von Lengefeld heiratete. "Schiller und die zwei Schwestern" sind J?rg Aufenanger ein Buch wert. Warum? Um zu zeigen, da? Schillers Schwanken zwischen der Sinnlich-Mitrei?enden und der Geistig-Gewissenhaften, zwischen der Sicherheit des Geistigen und der Unsicherheit des Sinnlichen seinen Lebenslauf bestimmte und beherrschte? Der "Genius", der in der M?nnergesellschaft der Stuttgarter Carlsschule aufwuchs, der in den Jugendjahren ein hemmungsloser "Schnupfer" und Kartenspieler gewesen ist, dessen fr?he Liebes-Lebens-Geschichten im Verborgenen bleiben, ist in Aufenangers neuem Schiller-Buch eher schemenhafte Gestalt.

Zur Hauptperson wird der Endzwanziger Friedrich Schiller, der in Rudolstadt den Schwestern von Lengefeld begegnet. Er ist ein Mann, der die Ehe vor dem Drei?igsten will und dessen Frauenverh?ltnisse bereits genug verkorkst sind. Der "frauenerfahrene und ?s?chtige" Schiller, so Aufenanger, ist in seiner Entschiedenheit ein Unentschiedener. Vom Weiblichen angesogen wie abgesto?en, rettete er sich in jeder Gewissensnot postalisch in die Arme seines vertrauten Freundes K?rner. Ein eifriger, eifernder Eifers?chtiger, ist Schiller in der Liebe eher der Verf?hrte als der Verf?hrer. Sein Lockmittel ist die Literatur. Worte machen eher Verehrung als Liebe m?glich. Wollte, konnte Schiller nicht wirklich lieben, weil er die dauerhafteste, verl?sslichste Liebe seines Lebens, die Literatur, als rebellischer Jungmann gefunden hatte? (Fast war er bereit, auch die Liebe Literatur an die Historie zu verraten!)

Es darf gefragt werden, wie der Autor von "Schiller und die zwei Schwestern" wieder und wieder fragt. Um gelegentlich mit Vermuteten oder ? vorab ? mit Erwiesenen zu antworten. Die Fragehaltung des Autors, seine ?berlegenheit gegen?ber den Lesern, gibt ihm die Chance, das Tempo des Buches zu forcieren und zu mindern. Mit feuilletonistischen M?glichkeiten wird der sachliche Stoff unterhaltsam mitgeteilt.

Ohne Bedenken l??t sich J?rg Aufenangers Buch in die Regale der Unterhaltungsliteratur stellen. Damit steht es nicht dort, wo die B?cher stehen, die Sigrid Damm schreibt. Besch?ftigt sich die Autorin mit Personen der Literatur ? Lenz, Goethe, Schiller ? so ist das Ergebnis die souver?ne, eigene Literatur der Damm. Aufenanger unterh?lt, indem er seine Leser die Frauensachen des Friedrich Sch. Als das erleben l??t, was sie waren: Versuche, sich das kleinb?rgerliche Gl?ck zu erf?llen. Hatte Schiller das verdient? Das hatte sich der Dichter erdient, der so rigoros aufgebrochen war und f?rchtete, als fortgesetzter "R?uber" ? Rebell zu zerbrechen. Selten mit sich im Geistigen, K?rperlichen, Seelischen in ?bereinstimmung, brauchte Friedrich Schiller das m?glichst stimmige Ehe-Familien-Leben mit Charlotte von Lengefeld. Es wundert nicht, da? der Dichter, der feststellte ?ein weiblicher Freund sei kein Freund?, den Mut nicht hatte, mit Caroline von Lengefeld, der Freundin der Liebe, zu leben.

Bernd Heimberger
13.09.2005

 
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Das Buch:

Jörg Aufenanger: Schiller und die zwei Schwestern

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München: dtv 2005
198 S., € 12,50
ISBN: 3-42324-446-1

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